Sonderausstellung „Javagold“ in Mannheim Goldene Symbole von göttlicher Macht

Mannheim · 400 Exponate hinduistischer und buddhistischer Handwerkskunst umfasst eine Sonderausstellung in Mannheim. Die Herkunft wirft aber Fragen auf.

 Der Elefantengott Ganesha, der Sohn  der Gottheit Shiva. In seinen vier Händen hält er einen abgebrochenen Stoßzahn, einen Rosenkranz, eine Axt und eine Schale mit Süßigkeiten, aus der er nascht.

Der Elefantengott Ganesha, der Sohn  der Gottheit Shiva. In seinen vier Händen hält er einen abgebrochenen Stoßzahn, einen Rosenkranz, eine Axt und eine Schale mit Süßigkeiten, aus der er nascht.

Foto: Mauro Magliani/Barbara Piovan

Unter dem Titel „Javagold – Pracht und Schönheit Indonesiens“ präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in einer Sonderausstellung Schmuck und Kultgegenstände aus Südostasien. Ab Sonntag werde ein „faszinierendes Kaleidoskop“ hinduistischer und buddhistischer Handwerkskunst gezeigt, sagte der Direktor der Museen, Wilfried Rosendahl, zur Eröffnung vor Journalisten in Mannheim. Bis 13. April 2020 seien rund 400 Exponate von der Insel Java aus dem 7. bis 15. Jahrhundert zu sehen. Zuvor hatte eine Berliner Kunsthistorikerin Vorwürfe wegen der Herkunft der Objekte erhoben.

Präsentiert werden zahlreiche goldene Figuren von Gottheiten und Dämonen sowie Schmuckstücke. Ein Höhepunkt sind komplette Schmuckensembles buddhistischer und hinduistischer Herrscherpaare. „Die Fülle ist umso erstaunlicher, da es auf Java selbst kaum Goldvorkommen gibt und der seltene Rohstoff importiert werden musste“, erklärte Kuratorin Sarah Nelly Friedland. Das Gold könnte von der Nachbarinsel Sumatra stammen oder aus dem Handel mit Indien und China. Die Insel wurde zwischen dem 7. und 15. Jahrhundert von konkurrierenden Dynastien regiert.

 Goldene Schmuckstücke wie Ringe, Arm- und Halsreifen und Diademe seien häufig bestimmten Gruppen, Schichten oder Lebensphasen vorbehalten gewesen, hieß es weiter. Sie erzählten von einer Gesellschaft, in der Macht, religiöse Ansprüche und Schönheit durch Goldobjekte ausgedrückt worden seien. So hätten die filigran verzierten Werke neben ihrer dekorativen Funktion immer auch eine rituelle oder soziale Bedeutung gehabt. Um die Kleinodien besonders gut betrachten zu können, werden einzelne Objekte mittels 3D-Technik um ein Vielfaches vergrößert dargestellt.

 Vorwürfe, dass die Objekte aus Privatsammlungen stammten und ihre Herkunft unklar sei, wies Rosendahl zurück: „Wir haben uns mehrfach schriftlich bestätigen lassen, dass die Objekte rechtmäßig auf Auktionen in den USA, Europa und Asien erworben worden sind“, betonte der Direktor. Zudem blicke das Museum auf zehn Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Golden Lotus Foundation aus Singapur zurück, unter deren Dach sich verschiedene Privatsammlungen befinden.

Der Radiosender SWR2 hatte über die Vorwürfe berichtet. Wibke Lobo, ehemalige Leiterin der Abteilung Süd- und Südostasien am ethnologischen Museum Berlin, sagte im Kulturradio SWR2, es sei stark davon auszugehen, dass die Gegenstände aus „illegalem Kontext“ stammten. Sie hier auszustellen, halte sie für „völlig unakzeptabel“.

Rosendahl sagte, dass es eine Idealvorstellung sei, die Geschichte jedes historischen Objektes lückenlos rekonstruieren zu können. „Wir wissen nicht, ob eine Kette im 17. Jahrhundert zufällig gefunden worden ist oder ob es Plünderungen gab“, erklärte er. Es sei aber das Anliegen der Wissenschaftler, die Provenienz der Gegenstände möglichst gut aufzuarbeiten. „Dabei helfen uns aber auch öffentliche Präsentationen und die Digitalisierung“, erklärte er. So könnten sich Menschen aus aller Welt die Objekte ansehen und Hinweise liefern. Zukünftig sollen die Objekte in Museen in Indonesien ausgestellt werden.

  Eine Kette aus Java, gestaltet nach einer Tigerkralle, mit ungewöhnlicher asymmetrischer Anordnung: Sechs Krallen krümmen sich nach links und nur fünf nach rechts.  Foto: Mauro Magliani

Eine Kette aus Java, gestaltet nach einer Tigerkralle, mit ungewöhnlicher asymmetrischer Anordnung: Sechs Krallen krümmen sich nach links und nur fünf nach rechts. Foto: Mauro Magliani

Foto: Mauro Magliani
  Die Exponate wurden mit modernsten Methoden der Goldforschung untersucht. Hier ein Blick auf eine Röntgenfluoreszenz-Analyse zur Legierungsbestimmung.

Die Exponate wurden mit modernsten Methoden der Goldforschung untersucht. Hier ein Blick auf eine Röntgenfluoreszenz-Analyse zur Legierungsbestimmung.

Foto: Ralf Mager

Ab Sonntag, 11 Uhr. Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Tel. (06 21)  293 31 50.
www.rem-mannheim.de

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