Neues Album von Jamie Cullum Er will größer und besser sein

London · Fünf Jahre nach seinem letzten Studioalbum meldet sich Jamie Cullum mit „Taller“ zurück.

 Jamie Cullum beim Elbjazz-Festival Ende Mai.

Jamie Cullum beim Elbjazz-Festival Ende Mai.

Foto: dpa/Markus Scholz

Fünf Jahre mussten Fans von Jamie Cullum auf sein neues Album „Taller“ warten. Grund für die lange Wartezeit waren Startschwierigkeiten, wie der britische Musiker im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur verrät. „Ich brauchte mehrere Anläufe“, sagt Cullum. „Ich habe mit dem Album zu einer Zeit angefangen, in der ich das Gefühl hatte, dass die Lieder, die ich geschrieben habe, nicht zu dem Mann passten, zu dem ich mich gerade entwickelte.“

Der 39-Jährige, der inzwischen Vater von zwei Töchtern ist, vermisste die Authentizität in seiner Musik. „Es ist ein bisschen so, als wenn man ein alternder Popstar ist, und man schreibt Songs über Nächte in den Clubs, obwohl man gar nicht mehr in die Clubs geht“, erklärt Cullum. „Ich konnte nicht einfach Songs darüber schreiben, wie ich meine Kinder zur Schule fahre.“

Die Texte auf „Taller“ sind abstrakter und metaphorischer. So sei der Titelsong – eine kräftige, coole Bluesnummer mit markanten Bläsern und Gitarrenriffs – und dessen Refrainzeile „Ich wünschte, ich wäre größer, ich wünschte, ich wäre weiser“ nicht wörtlich zu nehmen. „Das wäre ja dämlich“, betont der 1,64 Meter große Cullum. „Es wäre doch merkwürdig, sich etwas Unmögliches zu wünschen, oder?“

Er wolle „als Person größer sein“, sagt der Multiinstrumentalist und Sänger. „Taller“ sei aber auch eine Anspielung darauf, dass seine Ehefrau Sophie, ein früheres Modell und die Enkelin von Schriftsteller Roald Dahl, größer sei als er. In der Entstehung des Albums habe seine Frau ihn sehr unterstützt, sagt Cullum. „Sie hat mich dazu ermuntert, mehr Ehrlichkeit und Authentizität zu wagen.“

Obendrein war Dahls Bekanntschaft mit R&B-Musiker Usher die Grundlage für das gleichnamige „Usher“, ein Lied „darüber, wie Usher dich im Traum besucht, einem psychedelischen Traum“, und „weise Ratschläge gibt, wie schwierig das Leben sein kann“. Der Song sei außerdem eine musikalische Hommage an Prince – was kaum zu überhören ist. Zu der melancholischen Pianoballade „Drink“ habe er sich von Simon & Garfunkels „Bridge Over Troubled Water“ inspirieren lassen, verrät Cullum, für den die Liebe das zentrale Thema des Albums ist.

Neben der Liebe treibt den Sänger noch etwas Anderes um. „Ich schreibe diese Songs über Dinge, die mich beunruhigen und über die ich viel nachdenke.“ Für Außenstehende mögen sich die Texte mitunter gar nicht erschließen, für den Songwriter oft erst im Nachhinein.

Das Warten hat sich aber gelohnt. Auf „Taller“ präsentiert sich Jamie Cullum einmal mehr als vielseitiger, kreativer und begabter Künstler. Trotzdem bleibt er bescheiden. „Ich weiß, dass ich nicht der Musiker bin, der ich sein möchte“, sagt er und nennt als Vorbilder unter anderem Jazz-Legende Django Reinhardt, Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards und US-Pianist Keith Jarrett, den er „in hundert Jahren nicht“ erreichen könne. Um ein großartiger Musiker zu werden, brauche es „viel Hingabe und Liebe“, sagt Cullum. „Das ist noch ein langer Weg.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort