Interview mit Regisseur Wolfgang Petersen „Es nervt schon ein bisschen“

Los Angeles · Der Regisseur, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, über Hollywood unter Corona – und seine Impfung.

 Wolfgang Petersen in seinem Büro in Santa Monica – hinter ihm hängt das Plakat zum Film, der ihn nach Hollywood brachte: „Das Boot“ (1981) – produziert vom Neunkircher Günter Rohrbach.

Wolfgang Petersen in seinem Büro in Santa Monica – hinter ihm hängt das Plakat zum Film, der ihn nach Hollywood brachte: „Das Boot“ (1981) – produziert vom Neunkircher Günter Rohrbach.

Foto: dpa/Barbara Munker

Seinen 80. Geburtstag am Sonntag wird Regisseur Wolfgang Petersen in seinem Haus in Los Angeles nur klein feiern. Die Corona-Pandemie durchkreuzt alle Party-Pläne, auch Drehprojekte liegen noch flach. „Es nervt schon ein bisschen, wenn man so festgenagelt ist, kein Flugzeug mehr besteigen kann – aber das Ende ist ja wahrscheinlich in Sicht“, sagt der Regisseur im Telefon-Interview.

Sind Sie in Kalifornien schon gegen das Corona-Virus geimpft worden?

PETERSEN Meine Frau und ich haben uns im Dodger Stadium in Los Angeles impfen lassen. Das war eine irre Erfahrung, mit 12 000 Autos, die da pro Tag durch das Sport-Stadion durchgeschleust werden. Man verlässt das Auto überhaupt nicht – man fährt ab der Haustür ins Stadion und dreht dort Runden, bis man dran ist. Das war eindrucksvoll, wie gut das organisiert wurde, echt toll. Man fühlt sich dann besonders nach der zweiten Impfung so richtig frei.

Sie haben ein Killer-Virus 1995 auf die Leinwand gebracht. Ist „Outbreak“ über eine Ebola-Variante nun wieder im Gespräch?

PETERSEN „Outbreak“ habe ich Mitte der 90er Jahre mit einer Bombenbesetzung gedreht: Dustin Hoffman, Rene Russo, Donald Sutherland, Morgan Freeman, Kevin Spacey. Durch die Pandemie war der Film bei Netflix plötzlich über Wochen die Nummer eins, und alle sprachen von „Outbreak“, obwohl der Film vor so langer Zeit gemacht wurde. Viele Leute, mit denen ich darüber redete, hatten schon vergessen, dass der von mir war.

1983 waren sie für „Das Boot“ für den Regie-Oscar nominiert, zusammen mit vier männlichen Kollegen. Frauen schafften es selten in die Auswahl, ändert sich das nun?

PETERSEN Die Auseinandersetzung mit Rassismus, Diversität und der Tatsache, dass Frauen überall unterbesetzt sind, ist nun ja schon länger ein großes Thema. Das verändert das ganze Showbusiness unheimlich, und das ist richtig so. Damals, in „the good old days“, da waren es weitgehend alles Weiße und nur Männer. Die Oscar-Akademie war über die Jahrzehnte hinweg mehr und mehr überaltert. Die Welt muss sich verändern und verwandeln.

Als Mitglied der Oscar-Akademie dürfen sie auch abstimmen. Aber eine große Show wird es Corona-bedingt wohl nicht geben?

PETERSEN Das wird leider keine so aufregende Sache sein, leider. Kein roter Teppich, keine Festlichkeiten. Die Oscar-Akademie quält sich da durch. Die Pandemie hat alles wahnsinnig schwierig gemacht und viele Filme bekommen nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen, denn man will sie doch lieber auf der großen Leinwand sehen. Ich bekomme Ansichts-DVDs nach Hause geschickt, aber Filme auf dem Fernseher anzuschauen ist nicht dasselbe. Das ist nicht meine Welt.

 Wolfgang Petersen (rechts) und Autor Lothar-Günther Buchheim 1981 in der Kulisse von „Das Boot“.

Wolfgang Petersen (rechts) und Autor Lothar-Günther Buchheim 1981 in der Kulisse von „Das Boot“.

Foto: dpa/Istvan Bajzat
  Clint Eastwood als Leibwächter des US-Präsidenten in Petersens „In the Line of Fire“ (1993).

Clint Eastwood als Leibwächter des US-Präsidenten in Petersens „In the Line of Fire“ (1993).

Foto: Columbia TriStar

Haben Sie denn einen Favoriten, mit dem sie gerne nochmal drehen würden?

PETERSEN Ich habe „Mank“ gesehen und finde Gary Oldman darin ungeheuerlich gut, wie zuvor schon als Churchill in „Die dunkelste Stunde“. Wir hatten 1997 zusammen „Air Force One“ gemacht. Mit Gary Oldman würde ich jederzeit wieder drehen. Er ist absolut einer der Top-Schauspieler, die wir haben. Ich will aber nur einen nennen, sonst werden andere böse, dass ich sie vergessen haben könnte.

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