Austellungen Tizians „Poesie“-Gemälde erstmals seit 450 Jahren wieder vereint

London · Es ist eine Sensation: Weil eine Privatsammlung eines der berühmten „Poesie“-Bilder von Tizian nicht ausleihen wollte, war der Zyklus seit 1570 nicht mehr komplett zu sehen. Nun ist es wieder möglich – in der noch geöffneten National Gallery in London.

 Bilderzusammenführung: 450 Jahre hat es gedauert, bis man alle sechs „Poesie“-Gemälde von Tizian wieder zusammen sehen konnte. Die britische Althistorikerin und Frauenrechtlerin Mary Beard erklärt hier die beiden Bilder „Diana und Kallisto“ und „Venus und Adonis“, die nun die National Gallery in London zeigt.

Bilderzusammenführung: 450 Jahre hat es gedauert, bis man alle sechs „Poesie“-Gemälde von Tizian wieder zusammen sehen konnte. Die britische Althistorikerin und Frauenrechtlerin Mary Beard erklärt hier die beiden Bilder „Diana und Kallisto“ und „Venus und Adonis“, die nun die National Gallery in London zeigt.

Foto: dpa/Dominic Lipinski

Ein Traum wird wahr: So bewirbt die National Gallery in London eine neue Ausstellung, in der alle sechs „Poesie“-Gemälde von Tizian erstmals seit 450 Jahren wieder unter einem Dach vereint sind. Der italienische Renaissance-Meister hatte die Serie spät in seinem Leben zwischen 1551 und 1562 für König Philipp II. von Spanien gemalt. Basierend auf den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid gehe es um menschliche Leidenschaft, Irrationalität, Liebe und um den Tod, heißt es.

Die Ausstellung „Titian: Love, Desire, Death“ (Tizian: Liebe, Verlangen, Tod) wurde am gestrigen Montag eröffnet. In England sind die Corona-Einschränkungen im Kulturbereich aktuell noch sehr überschaubar. Bis zum 14. Juni soll die Ausstellung zu sehen sein.

„Ein Traum ist Wirklichkeit geworden“, sagte Kurator Matthias Wivel zu der Zusammenführung der Gemälde. Diese wurde möglich, nachdem die private Wallace Collection in London erstmals in ihrer 119-jährigen Geschichte mit ihrer strikten Nicht-Ausleihpolitik brach und das Gemälde „Perseus und Andromeda“ zur Verfügung stellte. Zu sehen sind ferner „Raub der Europa“ (Isabella Stewart Gardner Museum, Boston), „Venus und Adonis“ (Prado, Madrid), „Danae“ (Wellington Collection, Apsley House) sowie „Diana und Aktaion“ und „Diana und Kallisto“, die gemeinsam der National Gallery und den National Galleries of Scotland gehören. Die Geschichten von den Höhen und Tiefen menschlicher Emotionen, den Früchten und Gefahren von Liebe und Verlangen – Euphorie, Scham, Vergewaltigung, Verzweiflung und Terror – seien noch heute so relevant wie vor 500 Jahren, sagte Wivel. So wurde zum Beispiel Kallisto als „Vergewaltigungsopfer“ von der Göttin Diana verstoßen. „Die Kunst stellt Fragen an uns“, sagte Wivel.

Nach Angaben von Galerie-Direktor Gabriele Finaldi wurden alle sechs Gemälde mit neuen geschnitzten Holzrahmen versehen, um ihre Zusammengehörigkeit zu betonen. Vorbild war der Rahmen eines der letzten Gemälde Tizians, die „Pietà“ in der Accademia in Venedig. Die Ausstellung wird anschließend in Edinburgh, Madrid und Boston zu sehen sein – allerdings ohne „Perseus und Andromeda“.

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