„Immer nie am Meer“ in Sparte4: Amüsant, aber harmlos

Saarbrücken · Drei Männer stecken in einem Auto im Wald fest, eine Ausgangssituation mit viel groteskem Potenzial – das nicht ganz gehoben wurde. „Immer nie am Meer“ hatte jetzt in Saarbrücken Premiere.

 Robert Prinzler (l.), Heiner Take und Marcel Bausch (r.) sitzen gemeinsam fest. Foto: Marco Kany

Robert Prinzler (l.), Heiner Take und Marcel Bausch (r.) sitzen gemeinsam fest. Foto: Marco Kany

Foto: Marco Kany

Die Saarbrücker Experimentierbühne Sparte4 bewies schon oft, dass sich auch scheinbar Unmögliches prima inzenieren lässt: Der Untergang der Titanic auf ihrer winzigen Bühne etwa oder auch das Roadmovie "Tschick" ganz ohne Auto. Die "Psychogroteske" "Immer nie am Meer (oder im Waldheim)", die am Sonntag in der Regie von Laura Linnenbaum Premiere hatte, ist ein krasses Gegenstück zum Roadmovie.

Drei Kerle sind mit ihrem Wagen von der Straße abgekommen und stecken nun im Wald fest, wie es schlimmer nicht geht. Die Türen sind von Bäumen eingeklemmt, die Scheiben aus Panzerglas nicht einzuschmeißen, nur wenige Zentimeter runterzukurbeln. Und es wir Morgen und es wird Abend… und kein Retter taucht auf. Eine Grundsituation mit herrlichem Potenzial, um sich aufzuspielen, zu verbrüdern, die Nerven zu verlieren. Die drei Akteure geben ihr Bestes: Marcel Bausch als um Fassung bemühter, verklemmter Professor, der doch den anderen heimlich die Kekse wegfrisst und sein "großes Geschäft" in der Tasche seiner Ex-Frau versteckt. Heiner Take als dessen polternder, stänkernder Schwager, dem die Antidepressiva ausgehen. Und besonders Robert Prinzler, der als Berufsmusiker auf der Ukulele "Versautes" schrammelnd den Naiv-Frohmütigen gibt und mit Onaniergeschichten aus der Frühpubertät protzt. Doch liegt's am Text, dass alles irgendwie harmlos bleibt?

Den großen Ausbruch, die Läuterung seiner Protagonisten verwehrt uns Autor Bernd Steets (mit anderen) bewusst. Die Komik samt Galgenhumor, die er bietet, lässt das Stück oft jedoch nur wie einen gestreckten Comedy-Sketch erscheinen. Auch vermisst man das Auto, das im gleichnamigen Spielfilm den Schauplatz abgibt. Auf der schiefen offenen Ebene von Michaela Kratzer (auch Kostüme) auf der die Akteure an Sicherheitsgurten baumeln, muss man sich das Klaustrophische ständig selbst imaginieren, Video wird zu spärlich genutzt. Und doch sind gerade die am wenigsten realistischen, theatralisch übersteigerten Momente mit Disko-Beleuchtung die stärksten. Gut, wir haben uns amüsiert, aber unter unseren Möglichkeiten.

Weitere Termine: 28.1., 2.2., 16.2., jeweils um 20 Uhr. Karten: Tel. (06 81) 30 92 486.

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