Saarbrücker Jazzfestival „Ich habe einen großen Schaden verursacht“

Saarbrücken · Wolfgang Krause, Kopf des insolventen Saarbrücker Jazzfestivals, will das von ihm verursachte Finanzloch stopfen. Die Stadt setzt eine Frist.

 Gagen in fünfstelliger Höhe hat Wolfgang Krause zweck­entfremdet.

Gagen in fünfstelliger Höhe hat Wolfgang Krause zweck­entfremdet.

Foto: Iris Maria Maurer

Der wegen der Zweckentfremdung von Festivalgeldern für private Zwecke in die Kritik und ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene Vorsitzende des Saarbrücker Vereins Jazzsyndikat, Wolfgang Krause, hat in einem SZ-Gespräch Stellung bezogen zu den Vorwürfen gegen ihn. Krause kündigt an, die durch ihn entstandene finanzielle Schieflage begleichen zu wollen und räumt ein, einen Teil des Festivalbudgets „für private Dinge verwendet zu haben“. Ende 2017 war bekannt geworden, dass eine Reihe von Bands und Musikern keine Gagen erhalten hatten für ihre Auftritte beim Saarbrücker Jazzfestival (21.9. bis 19.11.). Mehrere sie vertretende Künstleragenturen erwägen gerichtliche Schritte. Das Festival hatte zuletzt einen Etat von 96 000 Euro, von denen 32 000 als Zuschuss von der Landeshauptstadt kamen.

Er habe, so lässt sich Krause nun ein, aufgrund einer persönlich schwierigen Situation und der Überlastung durch die weitestgehend an ihm hängen gebliebene Organisation des Festivals „den Überblick zwischen Privat- und Vereins-Ausgaben verloren“. Die finanziellen Probleme des Vereins habe insoweit er alleine verursacht. Bereits vor Ende des Festivals will er dies „den Beteiligten“ gegenüber kundgetan, Schatzmeister und Kassenprüfer „rückwirkend aus der Verantwortung genommen“ sowie dies notariell im Vereinsregister festhalten gelassen haben. Dass er zwischenzeitlich „abgetaucht“ gewesen sei, sei völlig aus der Luft gegriffen, behauptet Krause. „Jeder, der mich erreichen wollte, konnte dies auch.“ Wieso aber kamen dann Einschreiben der Stadt, in denen er um eine Stellungnahme gebeten wurde, unbeantwortet zurück?

Zu Gerüchten, wonach er Gagen verspielt haben soll, will sich Krause nicht äußern. Auf die Frage, weshalb er seiner Schilderung zufolge die letzte Ausgabe des Jazz-Festivals quasi im Alleingang gestemmt hat, verweist Krause auf schon länger zurückreichende Konflikte innerhalb des dreiköpfigen Vorstandes. Schon 2016 sei es zu Verwerfungen im Vorstand gekommen, schildert Krause seine Sicht der Situation. Schluss­endlich habe er sich immer mehr Dinge selbst aufgebürdet und „den großen Fehler“ gemacht, das in der Vergangenheit gut gelaufene Festival noch auszubauen. Er wolle aber nichts in Abrede stellen. „Ich habe einen großen Schaden verursacht und möchte ihn wieder gut machen.“

Vorgestern hatte Krause ein Gespräch mit dem Saarbrücker Kulturdezernenten Thomas Brück (Grüne), dem Krause vorwirft, „eine Kampagne gegen mich“ initiiert und mit Oliver Strauch gleich einen „Wunschnachfolger“ (Krause) ins Spiel gebracht zu haben. Brück habe die Sache sofort in die Öffentlichkeit gebracht und die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen, obwohl er ihm Anfang November bezüglich der aus dem Ruder gelaufenen Finanzen reinen Wein eingeschenkt habe. Das Rechtsamt der Stadt hat Krause nun bis Ende Februar eine Frist eingeräumt, um eine Übersicht aller Ein- und Ausgaben des Festivals vorzulegen. Kulturdezernent Brück will sich derzeit offiziell nicht äußern. Er bestätigte aber, dass Krause bis Ende Februar eine Frist zur Darlegung der Finanzsituation des Vereins Jazzsydikat eingeräumt worden sei. Derweil erwägen einige Jazzsyndikat-Vereinsmitglieder offenbar eine Spendenaktion, um offene Gagenforderungen von Musikern zu begleichen.

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