Konzerte Die Wonnen kontrapunktischer Feinarbeit

Homburg · Glanzvoller Quartett-Abend als Homburger Meisterkonzert.

In der Königsklasse der Kammermusik, dem Streichquartett, waren am Dienstag gleich zwei junge Ensembles beim Homburger Meisterkonzert zu Gast. Zuerst das „Van Kuijk-Quartett“ mit Beethovens opus 18 Nr.3 in D-Dur, das früheste der 18er-Serie. Noch nicht bedeutungsschwer und tiefschürfend geschrieben, ist die Ausdruckswelt, an Haydn und Mozart orientiert, meist spielerisch leicht, aber durchaus anspruchsvoll. Vor allem spieltechnisch. Was die Vier an luftiger Schwerelosigkeit, an delikater Tongebung, an gemeinsamem musikalischem Atem hervorzauberten, war, kurz gesagt, wie ein köstliches Baiser.

Dann weitaus schwerere Kost: Alban Bergs „Lyrische Suite“ mit dem koreanischen „Novus-Quartett“. Biographisches liegt dem zwölftönig, freitonal gebauten Werk zugrunde. Doch „geheim“, wie geplant, ist sein Programm längst nicht mehr: Es verarbeitet die geheime Liebesbeziehung des verheirateten Berg mit der Ehefrau eines Mäzens. Die Bezeichnungen der sechs Sätze reichen von „Liebeständelei“ über „Raserei“ bis zum Ende in „Trostlosigkeit“. Wer diese Programmatik heraushören wollte, konnte dies mit einiger Fantasie. Sicher zu hören war hingegen ein ungemein präzises, farbenreiches, kompromissloses Quartett-Spiel auf höchstem technischen Niveau.

Das war auch nötig nach der Verschmelzung beider Ensembles zu Felix Mendelsohn-Bartholdys „Oktett Es-Dur“. Der Geniestreich des 16-Jährigen, der „von allen Instrumenten im Style eines symphonischen Orchesters“ zu spielen ist, machte schier atemlos. Sein überquellender Melodienstrom, die meisterlich verwobenen Einfälle, das geisterhaft im Piano zerstäubende Scherzo oder die kontrapunktische Feinarbeit im effektvollen Finale wurden mit einer so großen musikantischen Leidenschaft, mit so lustvoller Intensität ausgebreitet, dass nur stürmischer Beifall dafür danken konnte. Begeisternd!

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