Hörgestützte Fleischschau: Tinder meets Spotify

Saarbrücken · Früher, als es noch keine Dating-Apps gab, drückte man sich vornehmlich in Discos oder auf Parties herum und versuchte es - je nachdem, was für ein Typ man war - mit originellen Sätzen, mit "dicken Armen" oder sonstwie mehr oder minder gelungenem Imponiergehabe. Oder man schrieb überschwängliche Briefe, gab den putzigen Clown oder wählte die altmodische "Blumennummer". All das gibt es sicher heute auch noch. Inzwischen aber gibt es vor allem den kommerziellen Abschleppdienst "Tinder" mit angeblich 50 Millionen Nutzern. Das 2012 gegründete US-Internetunternehmen hat das Kennenlernen gewissermaßen auf eine Wischbewegung reduziert: Wer auf Facebook sein Tinder-Konto erstellt hat, sieht, wo immer er/sie sich befindet, auf dem Smartphone-Display, wer in der Nähe auch auf Flirt- oder Sexsuche ist. Alleine in Deutschland sollen das vier Millionen Menschen sein. Täglich. Nicht nur Singles nutzen Tinder und sieben nach Lust und Laune menschliche Schauware aus, oh nein: Es lebe der Seitensprung.

Das ist alles bekannt. Neu aber ist, dass Tinder nun mit dem hippen Musikstreamingdienst Spotify gemeinsame Sache macht. Der Deal verspricht, den heute grassierenden Beziehungskonsum in ungeahnte Frequenzhöhen zu treiben. Die Idee dahinter ist so simpel wie desillusionierend: Die bei Tinder bislang ganz auf ein Foto heruntergebrochene Passgenauigkeit von App-Bekanntschaften - nach dem Gefällt mir-Prinzip mustert oder wählt man mit einem Fingerkick eingeblendete Dating-Kandidaten aus - soll nun per Musikgeschmackprofil erhöht werden. In der Art: Spiel mir deine Lieblingssongs, damit ich weiß, ob ich was von dir will. Tinder meets Spotify bietet künftig seinen Kunden eine auditiv getriebene Fleischschauunterstützung. Zwei Gewinner der Sache stehen schon mal fest.

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