Ab morgen im Kino „Heulen im Kino ist erwünscht“

Saarbrücken · Komisch, rührend und wahr: Elyas M’Barek über seinen neuen Film „Dieses bescheuerte Herz“, der morgen startet.

 Der Schauspieler Elyas M'Barek.

Der Schauspieler Elyas M'Barek.

Foto: dpa/Felix Hörhager

Gerade war Elyas M’Barek im dritten Teil der deftigen Schulkomödie „Fack Ju Göhte“ zu sehen. Jetzt kommt er in der Bestseller-Verfilmung „Dieses bescheuerte Herz“ als launiger Münchner Szenetyp Lenny in die Kinos: Der reiche Faulpelz, Beruf Sohn, wird von seinem entnervten Vater (Uwe Preuss) vor die Tür gesetzt und dazu verdonnert, sich um den 15-jährigen David (Philip Noah Schwarz) zu kümmern. Der Teenager ist schwer herzkrank und hat keine  hohe Lebenserwartung. Lennys Vater hofft, dass sein nichtsnutziger Sohn durch diese Erfahrung endlich zur Besinnung kommt. Dieter Oßwald hat mit M’Barek über den Film gesprochen.

Ihr neuer Film basiert auf der wahren Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft. Lief der Film Gefahr, kitschig zu werden?

M’Barek Die Kitsch-Gefahr gibt es – aber ich glaube nicht, dass sie bei „Dieses bescheuerte Herz“ eingetreten ist. Marc Rothemund hat als Regisseur einfach das richtige Gespür, was er in seinen vorigen Filmen ja vielfach gezeigt hat. Dafür, dass der Film so einen Tiefgang hat und ein derart schwieriges Thema behandelt, finde ich ihn erstaunlich erfrischend und sehr leicht. Er ist an den richtigen Stellen berührend, aber dann auch herzlich und zum Lachen.

Die Geschichte beruht auf realen Geschehnissen. Schreibt das Leben die schönsten Geschichten?

M’Barek Das ist wahrscheinlich so. Wobei der Film nur bestimmte Teile des Romans übernommen hat, also durchaus noch die Fiktion des Drehbuchs hinzukommt. Aber wenn eine Story eine reale Basis hat, kann man sich damit viel besser identifizieren.

Wie sehr nimmt es einen mit, wenn man beim Drehen todkranken Kindern im Hospiz begegnet?

M’Barek Durch solche Schicksale wird einem drastisch in Erinnerung gerufen, wie gut es einem selber geht und wie dankbar man sein muss, wenn man gesund ist. Das wird einem bei diesem Film sehr deutlich. Aber diese Haltung hatte ich auch vorher schon.

Haben Sie den herzkranken Teenager David und den Lenny, den Sie spielen, vorab getroffen?

M’Barek Nein, das Treffen hat erst bei der Filmpremiere am 12. Dezember stattgefunden. Mir war es wichtig, mit möglichst wenig Berührungsängsten und unbelastet von Vorkenntnissen an diese Rolle heranzugehen. Zumal meine Figur ein Typ ist, der total naiv in diese Situation stolpert und sich zunächst überhaupt keine Gedanken macht. Das wollte ich mir bewahren und diese Entwicklung von Lenny während des Drehens selber erleben.

Wie halten Sie es mit Heulen im Kino: Erlaubt? Erwünscht? Peinlich?

M’Barek Heulen im Kino ist erlaubt und erwünscht. Wenn sich der Zuschauer emotional so in einen Film hineinbegibt, dass es sogar zum Weinen anregt, dann hat man alles erreicht. Weinen im Kino, zumal noch gemeinsam mit anderen Leuten, ist doch das Schönste, was passieren kann.

Bei welchen Filmen haben Sie selbst im Kino geheult?

M’Barek Bei „Forrest Gump“ auf jeden Fall. Ansonsten bin ich aber eher der Typ, der nicht so schnell zum Weinen zu bringen ist. Trauer sieht für mich anders aus. Bei mir kommen einfach gar nicht so schnell die Tränen, auch nicht im Kino.

Müssen Sie sich noch etwas beweisen mit Ihren Rollen?

M’Barek Darüber mache ich mir nicht viele Gedanken. Ich hoffe, dass meine Filme bewegen, zum Lachen oder zum Weinen anregen. Dass man  sich unterhalten fühlt. Es ist nicht unbedingt mein Anspruch, mich jedes Mal neu zu erfinden oder jedem zu beweisen, dass ich alles spielen kann. Ich möchte einfach nur Teil eines guten Films sein.

Sind Sie erleichtert, dass der „Fack Ju Göthe“-Spuk vorüber ist?

M’Barek „Fack Ju Göthe“ war kein Spuk, sondern ein Segen für mich. Das war ein unglaublicher Kick für meine Karriere und hat mir einfach alles ermöglicht. Solch einen sensationellen Erfolg hatte ich so noch nie zuvor erlebt, insofern bin ich extrem dankbar dafür. Aber es ist auch gut, dass es jetzt vorbei ist, es war einfach Zeit dafür. Der dritte Teil hat die Geschichte wunderbar zu Ende gebracht. Es ist schön, so eine Trilogie geschaffen zu haben - und damit jetzt fertig zu sein.

Wie groß ist die Angst vor Misserfolg?

M’Barek Davor habe ich gar keine Angst. Weil ich bereits diesen unfassbaren Erfolg haben durfte, von dem ich nie zu träumen gewagt hätte. Ich schau’ jetzt mal, was so kommt. Das sehe ich völlig entspannt.

Wann kommt der Ruf von Hollywood?

M’Barek Keine Ahnung. Irgendwie werde ich da immer vergessen. (Lacht) Aber das finde ich gar nicht schlimm. Ich bin alles andere als in einer Position, wo man sich beschweren kann. Man muss doch nicht immer noch mehr haben. Es ist alles gut, wie es ist. Wer weiß, vielleicht bin ich ja einmal unzufrieden, dann werde ich schauen, was da drüben los ist. Aber ich glaube wirklich nicht, dass Hollywood auf mich wartet.

„Dieses bescheuerte Herz“ läuft ab morgen in den Kinos der Region. Weitere Filmkritiken im treff.region, der morgen erscheint.

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