Bildende Kunst Glaubt mir, Freude ist mehr wert als Geld

Saarlouis · Der texanische Pop-Art-Künstler, dessen Spätwerk die Saarlouiser Galerie Palz zeigt, über seine Anfänge und sein Credo.

James Francis Gill (82) ist einer der letzten noch lebenden Pop-Art-Künstler. Durch persönliche Bekanntschaften etwa mit Tony Curtis, Kirk Douglas, John Wayne, Jim Morrison, Martin Luther King oder Marlon Brando ist Gill als Künstler auch Zeitzeuge einer ganzen Generation geworden. Diese Persönlichkeiten prägten auch sein Werk. Vom 29. Oktober bis 23. November (Di-Fr: 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Sa: 10 bis 13.30 Uhr) sind Bilder aus seinem Spätwerk in der Saarlouiser Galerie Palz zu sehen. Zur Vernissage am Sonntag um 11 Uhr wird der Texaner anwesend sein.

Was ist Ihr Impetus in der Kunst?

Gill: Ich habe immer gesagt, ich will glücklich sein mit dem, was ich tue. Wie viele Menschen sind auf Grund ihres Besitzes oder Geldes glücklich? Die wenigsten. Ein wirklicher Künstler definiert sich nicht über die Anzahl der verkauften Werke oder die Preise, die er erzielt. Ich möchte den Menschen mit meinen Werken Freude machen. Das macht mich glücklich und zufrieden.

Worin unterscheidet sich etwa die Kunst  Andy Warhols von Ihrer?

Gill: Ich habe mich immer mehr als Künstler gesehen, der auch politische Themen in seinen Werken aufgegriffen hat. Und auch als Maler, der in seinen Werken eine Botschaft darstellen möchte. Andy ist in seiner Darstellungsform deutlich plakativer gewesen. 1967 hatte ich die Möglichkeit, die Abbildung einer „Suppendose“ von Andy für ungefähr 300 Dollar zu erwerben. Mein Freund Dennis Hopper fragte mich, ob ich denn nicht eine kaufen wolle. Ich lehnte dankend ab, da mir diese Art von Kunst damals überhaupt nicht gefiel. Hätte ich zugeschlagen, wäre das aus heutiger Sicht finanziell zumindest ein lohnendes Geschäft geworden.

Womit haben Sie Ihren künstlerischen Durchbruch erzielt?

Gill: Kurze Zeit, bevor ich meine erste Begegnung mit Felix Landau hatte (Gills erster Galerist in Los Angeles, Anm. der Red.), starb Marilyn Monroe. Zu dieser Zeit erschien gerade eine Ausgabe des „Life Magazines“ mit einem Aufmacher über sie. Das Magazin zeigte die letzten Bilder von Monroe vor ihrem Tod. Ich sah die Fotos und malte innerhalb weniger Tage das „Marilyn Triptych“. Felix Landau besuchte mich, sah das Triptychon, packte es sofort in sein Auto und nahm es mit nach New York. Das führte dazu, dass ich wenige Wochen später eine eigene Ausstellung in New York erhielt und mein Werk im MoMa in New York hing. Innerhalb weniger Wochen wurde, wenn Sie so wollen, aus einem Nobody, ja einem Landei, ein gefeierter Künstler, der schon in sehr jungen Jahren zu hohen Ehren kam.

Wie ist Felix Landau, dieser angesehene österreichische Galerist in Los Angeles, auf Sie aufmerksam geworden? Er war ja einer der einflussreichsten Galeristen der USA.

Gill: Anfang der 60er zog ich nach Kalifornien. Ich kam in Los Angeles mit einigen Bildern im Gepäck an. Vor Ort erfuhr ich, dass die Galerie von Felix Landau die beste und bekannteste sei. Ich suchte die Galerie auf und stellte meine Bilder in eine Ecke. Felix sah die Bilder und fragte mit bestimmter, lauter Stimme „Wem gehören diese Bilder?“ Ich dachte in diesem Moment, ich hätte einen Fehler gemacht, in einer laufenden Ausstellung einfach so mit meinen Bildern vorstellig zu werden. Felix gefielen jedoch meine Arbeiten sehr. Er bot mir an, sie auszustellen.

Hatten Sie Vorbilder?

Gill: Ich habe mich nie wirklich an anderen Künstlern orientiert. Ich habe versucht, meinen eigenen Weg zu finden, auch meine eigenen Techniken zu entwickeln. Wenn Sie Namen hören möchten, wären das am ehesten Diebenkorn und Rothko.

Welche Ausstellung hat Ihnen am meisten bedeutet?

Gill: 1967 wurde ich ausgewählt, die USA mit weiteren Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Tom Wesselmann auf der „Sao Paulo 9 Biennale“ in Brasilien zu vertreten. Die Ausstellung galt als eine der wichtigsten in der Welt und konzentrierte sich auf Pop-Art. Im Nachhinein war das schon eine große Ehre für einen jungen Mann wie mich, als einer der 20 besten Künstler der USA ausgestellt zu werden.

Sie waren auch mit etlichen Filmstars befreundet, etwa mit John Wayne und Tony Curtis. Was hat diese Freundschaft ausgemacht?

Gill: Nur eine Geschichte: Ich wurde beauftragt, John zu porträtieren. Als ich ankam, saß der „Duke“ an seinem Esstisch. Er fragte, ob ich mit ihm zusammen frühstücken möchte und ob ich dasselbe haben möchte. Ich bejahte beides, und so kam es, dass er mir ein riesiges Glas Bourbon Whiskey reichte. Ich musste dann den ganzen Tag mit ihm mithalten. Er füllte die Gläser immer wieder auf. Ich brauchte drei Wochen, um mich von diesem „Frühstück“ zu erholen.

Wohin steuert Amerika unter Trump? Haben Sie Angst?

Gill: Angst ist in gewissem Maße ein Vorteil, denn dann ist man vorsichtig. Sie bietet einen gewissen Schutz. Zuviel Angst macht einen aber kaputt. Ich habe mein ganzes Leben versucht, mich aus politischen Strömungen auszuhalten. So halte ich es auch mit Trump.

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