Konzerte Farbigkeit mit minimalen Gesten

Saarbrücken · Krzysztof Penderecki dirigierte die Deutsche Radiophilharmonie in der Congresshalle.

 Unser Archivbild zeigt den Dirigenten Krzysztof Penderecki bei einem Saarbrücker Dirigat vor 20 Jahren in der Congresshalle.

Unser Archivbild zeigt den Dirigenten Krzysztof Penderecki bei einem Saarbrücker Dirigat vor 20 Jahren in der Congresshalle.

Foto: Uwe Bellhäuser

Krzysztof Penderecki in Saarbrücken! Dies und ein gemäßigt modernes Programm für die 3.SR-Soirée am Freitag hatte die Congresshalle gut gefüllt, ein Event für Augen und Ohren. Der 85-jährige Altmeister begann am Pult der Deutschen Radio Philharmonie mit dem Streicher-Adagio aus seiner 3. Sinfonie. Ein intensives, nostalgisches Klangstück mit meditativer Ausstrahlung. Amüsant: Die Macher des Programmheftes hatten in der Einführung Holz- und Blechbläsersolisten hinzu gedichtet.

Die waren dann in Dimitrij Schostakowitsch‘ „Neunter“ zu hören: Piccolo, Fagott, Trompete, Posaune mit hervorragenden Orchester-Solisten. Kein Wunder, dass das Stalin-Regime von dieser an klassischen Vorbildern orientierten, aber deren Muster ironisierenden Machart nicht begeistert war. Hatte man doch als Kriegsgewinner eine Verherrlichung Stalins erwartet. Penderecki konnte sich ganz auf die Kooperation des Orchesters verlassen. Mit minimalen Gesten erreichte er guten Zusammenhalt, große Farbigkeit bei ungewöhnlichen Instrumentierungen und vor allem spritzigen Witz und entlarvende Ironie.

Für sein weitaus komplexeres 2. Violinkonzert überließ er das Dirigentenpult seinem Assistenten Maciej Tworek. Viele, fast allzu viele Gedanken werden in diesem nicht durch Satzpausen gegliederten Werk einer „Metamorphose“ unterworfen und ergeben zusammen mit dem oft in den Orchesterklang integrierten Solopart ein ausgedehntes Gemälde in fassbar moderner Tonsprache.

Für Spannung über die Dauer von 40 Minuten sorgte die junge südkoreanische Geigerin Ye-Eun Choi, die nicht nur perfekte Virtuosität, sondern auch leidenschaftliche Intensität auf ihrer Guadagnini-Violine einbrachte. Eine großartige Interpretation aller Musiker, man spürte die atemlose Spannung und Aufmerksamkeit auch bei den Zuhörern. Sie wurden für den regen Beifall mit einer Bach-Zugabe belohnt: „Andante“ aus der 2. Solosonate. Ein beeindruckender Abend.

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