Geschichtsbewusstsein ist gefragt: Deutscher Historikertag eröffnet

Hamburg/New York · Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat bei der Eröffnung des 51. Deutschen Historikertages neue Ansätze für eine Befriedung des Mittleren Ostens vorgeschlagen. Die Diplomatie sollte auf den Westfälischen Frieden von 1648, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, blicken und Elemente dieses bedeutenden Friedenskongresses übernehmen. Wie damals die Reichsstände könne jetzt Europa als "dritte Partei" versuchen, die starren Fronten aufzulösen mit der Fokussierung auf Frieden. "Mir geht es um den praktischen Nutzen historischer Forschung für heutige Friedensbemühungen", so Steinmeier. Die Diplomatie habe 1648 auf das wechselnde Kriegsglück reagiert. "Haben wir dazu im aktuellen Medienzeitalter noch die Kraft und den Spielraum?", fragte Steinmeier.

Der Historikertag ist Europas größter geisteswissenschaftlicher Kongress. Bis Freitag werden 3500 Historiker aus mehr als 20 Nationen in Hamburg erwartet. Für das Verstehen der immer komplexeren Weltlage werden nach Ansicht des Historikerverbandes Geschichtskenntnisse und -bewusstsein wichtiger. Die Übersichtlichkeit des Kalten Krieges und die Selbstverständlichkeit eines enger zusammenwachsenden Europas gebe es nicht mehr, sagte der Verbandsvorsitzende Martin Schulze Wessel. Er kritisierte, dass die Geisteswissenschaften an Unis nicht so gefördert würden wie Naturwissenschaften.

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