„Sonntags ans Schloss“ Auftakt bei „Sonntags ans Schloss“

Saarbrücken · Die beliebte Sommer-Reihe in Saarbrücken startete mit einer Blues-Matinee.

Selbst Stehplätze waren Mangelware zum Auftakt der aktuellen Saison von „Sonntags ans Schloss“ (SaS) gestern im Saarbrücker Schlossgarten. Claude Adam-Brettar, künstlerischer Leiter vom Regionalverband, pflegt ausdrücklich selbst bei den Blues-Matineen Wert auf „Innovation“ zu legen – ein Resultat war nun das SaS-Debüt von Chris Kramer & Beatbox‘n‘Blues. Den zungenbrecherischen Nenner verdankt das Trio Kevin O‘Neal, dem Deutschen Meister im Beatboxing (2014). O‘Neal baute hier eine ellenlange Sololektion seiner Kunst ein: Beatboxing ist die orale Nachahmung bevorzugt von Percussion-Instrumenten. Nur mit dem Mund und mit benachbarten Körperteilen erzeugte der Mann kniffligste Grooves, die ähnlich klangen wie von einem livehaftigen Schlagzeug.

Zweifellos ein Könner, doch wie passte die im Hiphop beheimatete Disziplin zum Blues? Nun, in den besten Momenten glaubte man hier Roots-Bluesmusik zu lauschen, begleitet von einer (selbstredend oral-imitierten) Cajon-Box, jener Sitzkiste, die Schlagwerker mit den Händen zwischen den Knien bearbeiten. Bei vielen von O‘Neals Scratching- und arg Bass-lastigen Drumset-Imitationen klang es freilich nach etwas krampfhaft modernisiertem Blues. Ohnehin ging die musikalische Reise häufig in Richtung eines krachig-harten Rock, schon dank der geölt übers Griffbrett rasenden Finger des Gitarristen Sean Athens. Ur-bluesig tönten in jedem Fall die starken Harp-Signale von Combo-Chef Chris Kramer, der seine Mundharmonika bei poppigen Songs auch erfreulich melodiös führen konnte. Kramer empfahl sich als plauderfreudiger Sympath, als Moderator zu Scherzen aufgelegt und in seinen Liedtexten immer gut für eine lustige Geschichte über die Widrigkeiten des Alltags. Wenn Kramer mit seiner Reibeisenstimme deutsch sang, wähnte man sich oft freilich mitten in den Niederungen des Deutschrocks. Fazit: Kurzweilig-buntes Entertainment mit Blues-Zutaten, das blendend ankam.

„Sonntags ans Schloss“ läuft bis Ende August. Konzerte finden um 11 und um 18 Uhr statt. Um 15 Uhr: Kultur für Kids. Am  18. Juni, 11 Uhr: Blues mit Bad Temper Joe. 18 Uhr: Huck Blues entfällt (Wer einspringt, ist noch offen). Eintritt frei. Programm im Internet: www.rvsbr.de

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