Gejazzte Unabhängigkeitserklärung des Andrew Cyrille Quartets

Saarbrücken · Auch mit 76, heißt es, sei er noch an vier von sieben Tagen aktiv. Andrew Cyrille zählt zu den großen Altvorderen des modernen Jazzschlagzeugs. Wenn er seine markanten Muster durchschlägt, ist das wie ein großes Ankerwerfen zurück ins Afrika der Vorfahren. Die Liste derer, mit denen er spielte, ist lang: Coleman Hawkins, Rahsaan Roland Kirk, David Murray, Anthony Braxton, Carla Bley, Charlie Haden und viele, viele mehr. Ja, Andrew Cyrille hat Jazzgeschichte geschrieben.

Jetzt fügt er dem mit einem besonderen Quartett ein imponierendes Kapitel hinzu und erklärt ein weiteres Mal seine musikalische Unabhängigkeit. Es fängt nicht zufällig mit einem Coltrane-Stück an. Cyrille beginnt es mit einem Solo, das seine Art des Drummings ebenso beiläufig wie imponierend illustriert. Die Trommeln sprechen in spröde voranschreitenden Wirbeln, sind markant, archaisch, unvorhersehbar.

Lange hat man den Gitarristen Bill Frisell an Cyrilles Seite nicht so frei und freudvoll seine Lyrizismen entwickeln gehört. Hinreißend, wie er die vom Schlagzeug geöffneten Räume nutzt und durchschreitet, unterstützt vom sich nie zum bloßen Timekeeper degradierenden Bassisten Ben Street. Der überraschende Vierte im Bunde ist Pianist und Synthesizerspezialist Richard Teitelbaum, ein exponierter Vertreter Neuer Musik, wo sie sich mit Live-Electronic paart. Souverän grundiert Teitelbaum die Stücke - das Album einer illustren, rundum überzeugenden Band.

Andrew Cyrille Quartet: The Declaration of Musical Independence. ECM/Universal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort