Streit um Nominierungen für Roman Polanski Führung der César-Akademie tritt zurück

Paris · Die Führung der César-Akademie tritt zurück. Auslöser ist die Nominierung des Filmemachers Polanski.

 Roman Polanski gewann 1980 und zuletzt 2014 einen César. Seine diesjährige Nominierung ist umstritten. Mehrere Frauen werfen ihm Missbrauch vor. 

Roman Polanski gewann 1980 und zuletzt 2014 einen César. Seine diesjährige Nominierung ist umstritten. Mehrere Frauen werfen ihm Missbrauch vor. 

Foto: dpa/Stanislaw Rozpedzik

Frankreichs Filmwelt befindet sich seit Wochen im Krisenmodus. Auslöser ist die Nominierung des umstrittenen Filmemachers Roman Polanski für den begehrten César. Nun hat der Vorstand der französischen César-Akademie kurz vor der Verleihung des Preises Ende Februar die Reißleine gezogen und ist zurückgetreten. Ob dadurch die erhoffte Ruhe eintritt, ist allerdings fraglich. Geplant ist, dass nach der Preisverleihung am 28. Februar eine Hauptversammlung abgehalten wird, , heißt es von Seiten der Akademie, auf der ein neuer Vorstand gewählt werden soll.

Die Nominierung von Polanskis Drama „J‘accuse“ (Intrige) in zwölf Kategorien war allerdings nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Der Regisseur sieht sich in den USA seit Jahrzehnten mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, weswegen er das Land nicht mehr betritt. Kurz vor dem Filmstart im vergangenen November hatte auch die Fotografin und Schauspielerin Valentine Monnier Polanski vorgeworfen, sie 1975 vergewaltigt zu haben. Der Filmemacher bestreitet den Vorwurf. Frauenrechtlerinnen forderten die Absetzung des Films und demonstrierten bei der Premiere des Streifens in Paris vor dem Kino.

Für viele Filmschaffende in Frankreich ist die Nominierung Polanskis nicht nur ein Skandal, sondern auch ein deutliches Zeichen dafür, dass die César-Akademie reformiert werden muss. In der Zeitung „Le Monde“ machten sich schließlich 400 Prominente in einer öffentlichen Stellungnahme ihrem Unmut Luft. Sie werfen der der Institution unter anderem Intransparenz und Diskriminierung bei der Auswahl der Preisträger vor. Grundsätzlich heißt es, die Akademie sei zu männlich, zu alt, zu weiß und basiere auf Kungelei und Kumpanei. Der 70-jährige Alain Terzian, seit 2003 Präsident der Akademie, hatte noch vor einigen noch Tagen versucht, die Wogen zu glätten und eine Reform angekündigt – doch diese vage Aussage, in Zukunft mehr Frauen bei der Auswahl zu berücksichtigen, war den empörten Filmschaffenden offenbar zu wenig.

Im Streit um die César-Akademie und die Nominierung von Polanski sah sich nun sogar der französische Kulturminister Franck Riester bemüßigt zu reagieren. Allerdings formulierte er seine Meinung sehr vorsichtig. Über Twitter macht er klar, dass der ganze Streit weit außerhalb seiner Zuständigkeit liegt, die Académie des Césars sei privatrechtlich organisiert, bekomme keine öffentlichen Gelder und solle ihre Unabhängigkeit bewahren. Allerdings kann er die erhobenen Vorwürfe offensichtlich nachvollziehen, denn er fügte noch hinzu, dass die neue Führung sollte es ermöglichen, das französische Kino in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen

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