Bildende Kunst Fruchtgummis und Bundfaltenhosen in Perfektion

Schwarzenacker · Die Galerie M Beck in Homburg-Schwarzenacker zeigt Werke des Hyperrealisten Günter Beier.

 Gemalt, nicht fotografiert: „Hosen 5“ von Günter Beier.

Gemalt, nicht fotografiert: „Hosen 5“ von Günter Beier.

Seit vielen Jahren ist der Maler Günter Beier bekannt für seine hyperrealistischen Gemälde mit dem Inhalt von Haribo-Tüten. In einem handwerklich perfekten Stil gibt er die Oberflächen der Fruchtgummi- und Lakritze-Haufen wieder. Beier greift belanglose Motive auf und verschafft ihnen durch die malerische Überhöhung und Vergrößerung eine ganz eigene Ästhetik. Sammler und Kunstinstitutionen in der ganzen Welt reißen sich inzwischen um die Arbeiten des 1959 in Wuppertal geborenen Künstlers. Mit Ausstellungsbeteiligungen in bedeutenden Häusern wie dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen und der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe hat sich Beier einen Namen gemacht.

Aber immer nur Gummibärchen seien dem Maler dann doch zu wenig gewesen, erzählt Galerist Christopher Naumann. „Beier fehlte die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Malerei,“ ist der Homburger Galerist überzeugt. Anfangs ging der Künstler auf die Suche nach anderen Alltagsgegenständen und malte Gummis, Pralinen-Schachteln, Luftballons und Pommes-Gabeln in perfekter Oberflächenanmutung. Vor einigen Jahren hat er ein neues Spielfeld entdeckt. Ausgehend vom letzten Neckermann-Katalog malt er seither Hosen. Dabei vermischt er nicht nur Pop-Art und Hyperrealismus, sondern arbeitet sich auch altmeisterlich am Umgang mit dem Faltenwurf ab, der vor allem aus dem Spiel von Licht und Schatten entsteht. Da würde vielleicht selbst Tizian neidisch werden. Ähnliches gelingt ihm bei der Serie aus zusammengeklappten Taschenschirmen.

Aber Beier beherrscht mehr als nur den perfekten Umgang mit der Oberfläche. In einer kleinformatigen Serie hat er Telefonkritzeleien auf Leinwand übertragen und koloriert. Entstanden sind stark farbige Formen, die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion pendeln und dadurch Assoziationsräume öffnen. Ähnliches gelingt ihm auch bei seinen bildhauerischen Werken. Bei Einkaufstouren durch Ein-Euro-Läden ersteht Beier Plastikschüsseln und -flaschen, Schwämme und Papierrollen. Daraus bastelt er Objekte, die mal an Stillleben erinnern, dann wieder an Roboter, Autos, Familienporträts und Landschaften. Dem Alltagsplastik entlockt der Künstler so etwas ganz Neues und lässt uns Vertrautes neu sehen.

Seit Christopher Naumann die Galerie führt, hat er sie stetig ausgebaut und schließlich sogar die Mitinhaber Susanna und Mathias Beck gewissermaßen aus ihrem Heim „vertrieben“: Sie wohnen inzwischen in einem neuen Haus im Garten. Den frei gewordenen Raum nutzt er als Ausstellungort und hat damit einen Raum von fast musealer Größe geschaffen, an dem immer mehrere Ausstellungen laufen. Im Vorderhaus zeigt der Galerist derzeit Arbeiten von Bert Düerkop und Verena Vernunft. Im alten Wohntrakt des Schwedenhofs sind Werke des Vorderpfälzers Norbert Herrmann zu sehen.

Bis 21. August in der Galerie M Beck, Am Schwedenhof 4 in Schwarzenacker. Mo-Fr: 10 bis 18 Uhr.

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