Fressen sind Fratzen sind Visagen

Saarbrücken · „Fressen“ heißt die aktuelle Ausstellung von Uwe Loebens im Künstlerhaus. Gemeint ist nicht etwa ein großes Fressen, sondern menschliche Fressen, Fratzen, Visagen. Kein besonders diplomatischer Titel. Wer Loebens' Werk kennt, weiß, wie es gemeint ist. 27 „Fressen“ präsentiert der gebürtige Völklinger als Kohle-, Aquarell- und Tusche-Arbeiten. Außerdem ist im Künstlerhaus der Kunstmarkt des Bundes Bildender Künstler Saar (BBK) zu sehen: Alle Arbeiten dort sind auch zu kaufen.

 Eine Loebens-Arbeit (Tusche & Aquarell auf Papier). Foto: Künstlerhaus

Eine Loebens-Arbeit (Tusche & Aquarell auf Papier). Foto: Künstlerhaus

Foto: Künstlerhaus

Zwischen Farbflächen und Linien, in mehr oder weniger vagen Nebeln und Strukturen zeichnen sich in Uwe Loebens' Bildern die Umrisse von Gesichtern und Körpern ab - roh und expressiv zu Papier gebracht. Düstere Szenen sind es, mitunter gleichsam gemalte Kraftausdrücke, ähnlich jenen, mit denen Loebens im Katalog zitiert wird. In einer gemäßigten Passage erklärt er die Gedanken hinter seinen Bildern so: "Überall sind diese Gesichter und Fratzen und immer verschwimmen sie. Die ganze Zeit halten sie dir ihre Fressen ins Gesicht (. . .), aber wenn sie dann aufgeflogen sind (. . .), halten sie sich einen Aktenordner vor das Gesicht." Loebens verarbeitet Bilder der Gewalt und des Schmerzes, mit denen der moderne Mensch von den Massenmedien regelrecht überschüttet wird, und verdichtet Eindrücke, die dieser tagtäglich zu vergessen sucht.

Einen gemäßigten Gegensatz dazu bildet der Kunstmarkt des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) Saar im Studio und Studioblau des Künstlerhauses. Wer Kunst sucht, die sich gut zum heimischen Sofa macht, wird hier vermutlich eher fündig als unter den "Fressen", wobei der BBK auch ganz bewusst "verkäufliche" Werke ausgewählt hat. Deutlich wird das auch durch die Preisobergrenze von 250 Euro, wobei nicht wenige Stücke außerhalb der Aktion deutlich teurer gehandelt würden. "Wir hoffen auf viele Interessenten, die etwa ein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk suchen", sagt die Vorsitzende Monika Schrickel. Obwohl man sich stark nach außen präsentiere, habe der Kunstmarkt besondere Bedeutung - denn bei vielen anderen Aktionen, vor allem etwa bei Installationskunst, könne man nicht verkaufen. Rund 40 der 130 Mitglieder haben diesmal Werke beigetragen.

Der Besucher trifft auf viele interessante Stücke, von filigran durchbrochenen Papierskulpturen über eindrucksvolle Detailfotografien knorriger Bäume bis zu malerischen Farbenspielen und pfiffigen Collagen. Bis 30.12.; Di-So: 10 bis 18 Uhr.

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