Deutscher Comic-Klassiker Fix, Foxi und der „deutsche Walt Disney“

Oberhausen · Ohne Rolf Kauka wäre manche Kindheit eine andere gewesen. Er wollte mit dem Magazin „Fix & Foxi“ Walt Disneys „Micky Maus“ Konkurrenz machen. Eine Ausstellung blickt auf diese Ära zurück.

 Ein gutes Geschäft: Auch Plastikfigürchen gab es.

Ein gutes Geschäft: Auch Plastikfigürchen gab es.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

In die Welt der Comics führt wieder einmal die Ludwiggalerie Oberhausen. Nach der Schau „Entenhausen – Oberhausen“ vor anderthalb Jahren steht jetzt das deutschsprachige Pendant im Blickpunkt einer Ausstellung bis zum 9. September: „Fix & Foxi. Rolf Kauka, der deutsche Walt Disney und seine Kultfüchse“. Zu sehen sind insgesamt rund 500 Exponate, darunter alleine 200 großformatige schwarz-weiße und farbige Originalzeichnungen. Viele Fans der 1953 erstmals in der Comicwelt aufgetauchten Helden werden bei der Schau ihre Freude haben und sich an erste Schmöker- oder Tauscherlebnisse erinnern. So wie Werner Klammer, der bei der Vorbesichtigung dabei war. „Die Heftchen wurden damals auf dem Schulhof fast wie heiße Ware getauscht oder verkauft“, erinnerte sich der 65-Jährige.

Kuratorin Linda Schmitz hat die Schau „Fix & Foxi“ für Oberhausen konzipiert und dabei unter anderem mit dem Wilhelm Busch Museum für Karikatur & Zeichenkunst zusammen gearbeitet. Die Ausstellung war dort schon mal zu sehen, wurde aber für die Ludwiggalerie um zahlreiche Exponate erweitert, erklärt Museumsdirektorin Christine Vogt.

Der Münchner Produzent und Verleger Rolf Kauka (1917-2000) hatte sich die Füchse als Pendant zu den Disney-Comics aus Entenhausen mit Micky Maus und Donald Duck ausgedacht, die damals auf den deutschen Markt kamen und sehr erfolgreich waren, sagt Schmitz. „Fix und Foxi“ tauchten als Adaption der Geschichte von „Reinecke Fuchs und Vetter Isegrim“ erstmals im Kauka-Magazin „Till Eulenspiegel“ auf. Zunächst waren sie nur Randfiguren, die aber so gut bei den Lesern ankamen, dass das Magazin ab der Heftnummer 27 als „Fix und Foxi“ erschien.

Ab Oktober 1957 dann kam das bunte Comic-Heft, von dem auch zahlreiche frühe Exemplare in der Schau zu bewundern sind, wöchentlich mit einer Auflage von bis zu 150 000 Exemplaren auf den deutschen Markt. Zeitweilig habe das Magazin sogar die deutsche „Micky-Maus“ in der verkauften Auflage überrundet, so die Ausstellungsmacher in Oberhausen. Fest steht: Vieles an den beiden Füchsen und ihren Verwandten Lupo, Oma Eusebia, dem Erfinder-Professor Knox, Onkel Fax und den übrigen Figuren in Fuchsholzen, erinnert an die Disney-Comicmetropole Entenhausen und deren Stars Donald Duck, Micky Maus, Tick, Trick und Track, den genialen Erfinder Daniel Düsentrieb, Oma Duck und Onkel Dagobert. Nur, dass die Geschichten um die beiden Füchse nie so witzig und originell waren wie die aus Entenhausen.

Das liegt vielleicht auch am biederen und konservativen Zeitgeist im Nachkriegsdeutschland, wo Gehorsam, Pünktlichkeit und Ordnungsliebe angesagt waren. „Die Geschichten waren eben deutscher als die aus Entenhausen“, sagt Stefan Piech, der den Nachlass von Kauka verwaltet und die allermeisten der Exponate zur Verfügung stellte. Kauka hatte laut Museumschefin Vogt zudem einen Bildungsanspruch und bestand auf einer „klaren Moral der Geschichten“, wie Kuratorin Schmitz ergänzt.

Sehr häufig spürt man in den Zeichnungen und mehr noch in den Sprechblasen dazu den erhobenen Zeigefinger. Ein Vergleich mit den Entenhausener Geschichten von Disney und den Zeichnern rund um den genialen Carl Barks hinkt auch deshalb, weil Kauka im Gegensatz zu Disney nie selbst gezeichnet hat. Die Übersetzungen im deutschen „Micky Maus“-Magazin schrieb zudem Erika Fuchs, die eine ganz andere, viel originellere Sprache für die Figuren aus Entenhausen fand als die Autoren im Kauka-Konzern.

Die Schau in Oberhausen gibt einen Einblick in das zeichnerische, gestalterische und unternehmerische Universum des Fix- und Foxi-Erfinders Kauka. Die ausgewählten Zeichnungen und Titelentwürfe stammen von verschiedenen Künstlern wie etwa Dorul van der Heide, Ludwig Fischer, Walter Neugebauer oder dem letzten Chefzeichner Bone Buddrus, der eigens für die Schau einen neuen Comic entworfen hat.

1994 wurde das Magazin „Fix und Foxi“ eingestellt. Mit Unterbrechungen erschien es zwischen 2000 und 2010 noch einige Male, wurde dann aber endgültig eingestellt. Dennoch sind die Füchse als „langlebigste deutsche Comicproduktion“ in die Historie eingegangen.

 Rolf Kauka (1917-2000): Er zeichnete nicht, kümmerte sich aber um die „Moral von der Geschicht’“.

Rolf Kauka (1917-2000): Er zeichnete nicht, kümmerte sich aber um die „Moral von der Geschicht’“.

Foto: dpa/-

Bis 9. September. Dienstag bis Sonntag: 11 bis 18 Uhr. www.ludwiggalerie.de

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