Feinfühlige Verzahnung

Homburg · Die kleine, aber feine Kammermusik-Reihe der Homburger Meisterkonzerte weitete sich am vergangenen Donnerstag wieder einmal hin zur schlank besetzten Sinfonik. Zu Gast war das Münchener Kammerorchester, dirigiert von Markus Korselt, dem kreativen Gestalter dieser Konzertreihe.

Baron Sigismund von Rumling war von 1776-1799 Hofkapellmeister in Zweibrücken und auf dem Homburger Schloss Karlsberg. Seine Sinfonie in E-Dur eröffnete holzschnittartig, mit rustikalen Violinen im höfisch-unterhaltsamen Plauderton. Ihr folgte Joseph Haydns beliebtes Klavierkonzert D-Dur, mit dem international gefeierten Hammerklavier-Spezialisten Ronald Brautigam am historischen Instrument. Er hatte es eilig in den Ecksätzen, und auch das Adagio drängte zum finalen Rondo all'Ungharese, virtuos und schwungvoll über die Fülle der musikalischen Einfälle hinweg.

Profunde Streicherkunst dann im "Konzert für Streichorchester" (1948) von Grazyna Bacewicz: Jetzt klang das Orchester durch alle Register füllig und rund, rhythmisch klar strukturiert und dynamisch geweitet. Man spürte die Kompetenz für die Musik des 20. Jahrhunderts. In Mozarts Klavierkonzert Es-Dur (heute "Jenamy" genannt und nicht fälschlich "Jeune homme") breitete Brautigam mit allen Möglichkeiten des Hammerklaviers die Themen-Vielfalt in feinster Phrasierung aus. Die impulsiven Kühnheiten des Kopfsatzes gelangen so vital wie das Perpetuum mobile des Finales, unterbrochen nur von der zierlichen Menuett-Ruhepause.

Überirdisch schön gelang der Mittelsatz in all seiner Gefühlstiefe, die der jugendliche Mozart wie kein Zweiter beherrschte. Von Korselt inspiriert, ließ das Orchester dem Solisten allzeit Raum für den zarten Klavierklang, die feinfühlige Verzahnung insbesondere bei Mozart formte ein delikat ausgewogenes Klangbild. Das Publikum entließ die Musiker erst nach Luigi Boccherinis rauschhafter Sinfonia "La casa del Diavolo". Bravo!

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