Digitale Führungen durch das Humboldt Forum Der Kulturpalast an der Spree öffnet seine ersten Türen

Berlin · Das Humboldt Forum, das Prestigeobjekt der deutschen Kulturpolitik, öffnet morgen – zumindest in gewisser Weise, nämlich vorerst nur mit digitalen Führungen.

 Blick über die Spree auf das Humboldt Forum im wiederaufgebauten Berliner Schloss.

Blick über die Spree auf das Humboldt Forum im wiederaufgebauten Berliner Schloss.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Später und teurer als geplant. Aber jetzt soll es soweit sein: Das Prestigeobjekt der bundesdeutschen Kulturpolitik, das Humboldt Forum im neu errichteten Berliner Schloss, geht an den Start – coronabedingt allerdings erst einmal nur im Internet. Am Mittwoch, 19 Uhr, soll es eine „Preview“ durch den neuen Kultur- und Wissenschaftsstandort gegenüber der Berliner Museumsinsel geben, Führungen „digital, live gestreamt und online“, wie es heißt. Gedacht war eigentlich, dass erste Teile des Neubaus dann für Besucher geöffnet werden, manche Passagen und Höfe sogar durchgängig, und kostenlos sowieso. Das muss erst mal ausfallen.

Die Teilrekonstruktion des 1950 gesprengten Hohenzollern-Schlosses mit barocken Außenfassaden und imposanten Innenhöfen markiert einen vorläufigen Schlusspunkt in der mehr als drei Jahrzehnte währenden Debatte um die Wiederherstellung der historischen Mitte Berlins. Nach letzten offiziellen Schätzungen der Stiftung Humboldt Forum wird der Bau voraussichtlich 677 Millionen Euro kosten. Davon trägt einen Großteil der Bund. Im Sommer 2019 Jahres waren es noch etwa 595 Millionen Euro. Rund 100 Millionen Euro im Gesamtetat stammen aus Spenden zur Wiederherstellung der barocken Fassaden, der Kuppel und dreier Innenportale. Die Grundsteinlegung für das Humboldt Forum war 2013. Ursprünglich war die Eröffnung für November 2019 geplant, noch im Jahr des 250. Geburtstages des Universalgelehrten Alexander von Humboldt (1769-1859). Doch es gab diverse Probleme auf der Baustelle, etwa mit der Klimatechnik. Auch war schon länger klar, dass dann etwa die geplante Berlin-Ausstellung nicht fertig sein würde.

Der Generalintendant und Chef der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, zeigt sich in den Tagen vor der offiziellen Eröffnung zufrieden. Noch wird an vielen Stellen gehämmert, geschraubt und geputzt. Viele Räume werden erst in den kommenden Monaten fertig. Außerdem bleibt viel Fläche für Wechselausstellungen und Veranstaltungen: „Mal sehen, was wir daraus machen“, sagt Dorgerloh.

Das Humboldt Forum insgesamt hat eine Bruttofläche von mehr als 96 000 Quadratmetern – vom sogenannten Bodendenkmal im Kellergeschoss mit den archäologischen Fundstücken seit dem 13. Jahrhundert bis hoch zum Dachrestaurant. Gäbe es nicht Corona, könnten Besucher bereits jetzt Schlosskeller und Erdgeschoss besichtigen. Gerechnet wird in der Zukunft an normalen Tagen mit etwa 3500 Besuchern, zu Spitzenzeiten mit bis zu 10 000, die sich zeitgleich im Haus aufhalten können.

Geplant ist, das Erdgeschoss mit seinen Veranstaltungssälen und Zugängen zu öffentlichen Plätzen zu einem kulturellen Treffpunkt werden zu lassen. Als erstes soll – wenn es dann wieder möglich ist – eine Sonderausstellung für Kinder mit dem Titel „Nimm Platz!“ öffnen. Dabei geht es um Sitzhaltungen, Sitzmöbel und die Frage „wer hat eigentlich welchen Platz in Gruppen und Gesellschaften“. Fertig ist auch ein 28 Meter langes Videopanorama mit einem 14-minütigen Überblick und zahlreichen historischen Aufnahmen zur Geschichte des Ortes.

Schrittweise öffnet im neuen Jahr dann im ersten Obergeschoss auf 4000 Quadratmetern die Berlin-Ausstellung „Berlin Global“. Auch das sogenannte „Humboldt Labor“ – die „lebendige Ideenwerkstatt“ der benachbarten Humboldt Universität – soll dann an den Start gehen.

Im Sommer folgt im zweiten und dritten Obergeschoss des Westflügels der erste Teil der Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst. Ende 2021 kommen dann auch die beiden Etagen im Ostflügel dazu. Auf rund 14 000 Quadratmetern gibt es dann 20 000 Exponate, „archäologische, ethnologische und kunstgeschichtliche Highlights“ aus den „Kulturen der Welt“ zu sehen, wie es heißt: Anlass genug, die Debatte um den Umgang mit dem kolonialen Erbe dann am konkreten Objekt weiterzutreiben.

Digitale Führungen und Infos:
www.humboldtforum.org/de

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