Eine Sternstunde: Das Notos-Quartett in der HfM-Matinee

Saarbrücken · Für Kammermusik-Freunde war die Sonntags-Matinee der "Saarbrücker Kammerkonzerte" in der Musikhochschule eine Sternstunde. Nicht nur das junge Notos-Klavierquartett begeisterte, auch die Werkauswahl hätte spannender kaum sein können. Mit Mozarts Es-Dur-Quartett KV 493 begann ein intensives Musizieren. Festlich-brillant die Eröffnung, feingliedrig nuanciert die Durchführung, poetisch singend das Larghetto und unterhaltsam spritzig das finale Rondo.

In urig-vitalem Gegensatz dazu stand William Waltons Quartett op.47, das der 16-Jährige in jugendlichem Überschwang mit markanten Rhythmen, harmonischer Schärfe und üppigen Melodien ausgestattet hat. Kraftvoll und mit reicher Dynamik präsentierte das Ensemble das selten zu hörende Opus des Briten, das in seiner Leidenschaftlichkeit so gar nicht "britisch" wirkte. Großen Anteil an der effektvollen, virtuosen Wiedergabe hatte Pianistin Antonia Köster, der Geiger Sindri Lederer, Bratschistin Andrea Burger und Cellist Philip Graham in nichts an Präsenz und Perfektion nachstanden.

Deutsche Leidenschaftlichkeit zum Abschluss: Brahms' g-moll-Quartett opus 25. Biograph Richard Specht meinte: "Es ist Jugend in all ihrer Not, ihren überschwänglichen Seligkeiten, ihren Enttäuschungen, ihren Liebeserwartungen und ihrer mutigen, durch nichts zu verwirrenden Lebenskraft." Von diesen jungen Musikern so feurig, so anrührend emotional gespielt, mochte man dieser Charakterisierung gerne folgen. Verständlich, dass es nach dem rasanten Zingarese-Rondo trotz begeisterten Beifalls keine Zugabe geben konnte. "Notos" ist der griechische Südwind, angenehm warm, aber auch stürmisch, damit nicht ungefährlich. Dem machte das Ensemble alle Ehre.

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