Kommen Gerhard Richter und Arvo Pärt? Eine Festwoche für die Tholeyer Abtei

Tholey · Einweihung soll kurz nach Ostern 2020 sein. Gäste von Weltrang werden erwartet: Arvo Pärt und Gerhard Richter.

  Bernhard Leonardy (l.) bei Komponist Arvo Pärt im Arvo-Pärt-Zentrum in Laulasmaa, 30 Kilometer nahe der estnischen Hauptstadt Tallinn.

Bernhard Leonardy (l.) bei Komponist Arvo Pärt im Arvo-Pärt-Zentrum in Laulasmaa, 30 Kilometer nahe der estnischen Hauptstadt Tallinn.

Foto: Musikfestspiele Saar

Bernhard Leonardy ist der Architekt eines großen Kunst-Coups. Seit Jahren hat er losen Kontakt zu Gerhard Richter (86), weil er einen Photo-Painting-Zyklus vertonte, und deshalb konnte er Deutschlands Top--Künstler dafür gewinnen, drei Fenster für die Tholeyer Abtei zu entwerfen (die SZ berichtete). Doch Leonardy, der Saarbrücker Organist und Chef der Musikfestspiele Saar, fungiert  nicht nur als Kontaktmann  zu Richter, er baut gerade auch eine stabile Brücke zu einer zweiten Größe, zum estnischen Komponisten Arvo Pärt (83).

Denn Leonardy ist auch der Hauptverantwortliche, wenn es um das musikalische Programm der Einweihungsfeier für die renovierte frühgotische Klosterkirche geht. Seit 2017 läuft die Generalsanierung, sie sollte eigentlich dieses Jahr zu Ende sein. Doch der Wunsch-Einweihungstermin – avisiert war November –  kann nicht realisiert werden. Dies teilte der Sprecher der Tholeyer Bruderschaft  Frater Wendelinus (Johannes Naumann) der SZ gestern auf Nachfrage mit. Der Architekt habe diese Zeitvorgabe ausgeschlossen. Deshalb geht man laut Frater Wendelinus jetzt von einem Einweihungstermin kurz nach Ostern 2020 aus: „Einen exakteren Zeitplan für alle Gewerke wird es  erst  Ende März geben.“ Fest steht allerdings jetzt schon, dass das Einweihungsfest nicht nur einen Tag dauern soll, geplant ist eine Art Festwoche. Wendelinus: „Wir möchten so viele Menschen wie möglich erreichen, um uns zu bedanken für ihre Treue.“  Außerdem müsse man mit internationalem Medien- und Touristen-Andrang rechnen: „Wir merken, wie viel Interesse durch erste Medienberichte erzeugt wurde. Wir beginnen gerade zu ahnen, worauf wir uns eingelassen haben.“

Die Verschiebung auf 2020 stellt  den Programm-Verantwortlichen Leonardy nicht vor unlösbare Probleme. Verträge – etwa mit dem Estnischen Philharmonischen Kammerchor – seien noch nicht unterschrieben, so Leonardy zur SZ. Er ist gerade von einer Reise nach Tallinn zurück, wo er Pärt besuchte. Dem Komponisten neuer Musik hat sein Heimatland im Oktober 2018 ein „Internationales Pärt-Zentrum“ geschenkt. Dort war Leonardy zu Gast.

Er möchte Pärt unbedingt bei den Feierlichkeiten in Tholey dabei haben, ebenso wie Richter, und die Chancen stehen nicht schlecht, wie Leonardy sagt. Der Musiker und der Maler kennen sich, haben  2015 für das International Festival in Manchester zusammengearbeitet. Pärt komponierte den elegischen Chorgesang „Die drei Hirtenkinder von Fatima“, Richter widmete dem Komponisten eine Fotoversion seiner Gemäldeserie „Birkenau“ und sein Werk „Doppelgrau“. In einer Kunstgalerie fanden Musik und Kunst dann bei der Uraufführung zusammen.  Leonardy plant nun, Pärts Chormusik für die Orgel umzuschreiben. Eine Neukomposition für Tholey ist nicht vorgesehen.

Leonardy möchte das jetzt gewonnene größere Zeitfenster dafür nutzen, die   Feierlichkeiten politisch hochkarätiger und proeuropäisch zu profilieren, hat vor, prominente Staatsvertreter aus Berlin, Frankreich und Estland zu gewinnen.  „Wir schlagen einen Riesenbogen aus dem Südwesten Europas bis an die äußerste Nordostspitze, das ist ein Symbol.“

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