Ein Tastenlöwe auf Samtpfoten

Saarbrücken · Pianist Dezsö Ránki begleitete die Deutsche Radio Philharmonie bei ihrer 6. Matinee.

Unter dem Motto "Heldenhaft und Kämpferisch" stand gestern die 6. Matinee der Deutschen Radio Philharmonie in der Congresshalle. Beinahe heldenhaft könnte man auch die Tat des Dirigenten Michel Tabachnik nennen. Der Schweizer übernahm die Orchesterleitung kurzfristig, nachdem Chefdirigent Karel Mark Chichon dieser Tage unvermittelt zurückgetreten war. Bemerkenswerterweise behielt Tabachnik das ursprünglich geplante Programm bei und trat zudem in jeglicher Hinsicht souverän und mit sicherer Hand am Dirigentenstock auf.

Auf dem Programm stand neben Dvoráks Siebter Sinfonie und seiner Ouvertüre "Karneval" Beethovens fünftes Klavierkonzert. Bei diesem wurde die Radio Philharmonie vom ungarischen Pianisten Dezsö Ránki unterstützt. Dieser zeigte zwar unmissverständlich, dass er ein Tastenlöwe ist, jedoch einer, der sich auch auf Samtpfoten bewegen kann. Technisch brillant, einfühlsam und ohne allzu große Gesten spielte Deszö die schnellen, anspruchsvollen und teils sehr langen Läufe und Arpeggios im ersten Satz. An entscheidenden Stellen der Durchführung zeigte der Ungar allerdings auch, dass er im richtigen Moment gehörig die Krallen ausfahren kann. Dann haute er energisch, aber immer noch leichtfüßig schmetternde Akkorde in die Tasten.

Mit ähnlicher rhythmischer Exaktheit, jedoch noch schlagkräftiger gelangen die brachialen Tutti-Einsätze des Orchesters im ersten Satz von Beethovens letztem Klavierkonzert. Die Musiker der Deutschen Radio Philharmonie zündeten bereits beim ersten Stück des Morgens, Dvoráks Ouvertüre "Karneval", ein wahres Feuerwerk an musikalischer Ausdruckskraft - vom furiosen Beginn des Stücks bis hin zum einfühlsamen Englischhorn-Thema in seinem Verlauf. Bei einigen Passagen ließ sich selbst der sonst eher gefasst agierende Dirigent Tabachnik zu einem sehr emotionalen Dirigat hinreißen.

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