Museum Ein „Mekka für Kunstliebhaber“

Saarbrücken · Am Mittwochabend ist die erweiterte Moderne Galerie des Saarlandmuseums mit geladenen Gästen aus Politik, Kultur und Gesellschaft bei einem Festakt wiedereröffnet worden. Ab heute steht die Galerie allen offen.

 Eröffnung 4. Pavillon der Modernen Galerie des Saarlandmuseums, Arbeit von Pae White.

Eröffnung 4. Pavillon der Modernen Galerie des Saarlandmuseums, Arbeit von Pae White.

Foto: Robby Lorenz

Gemessen an der langen Bauzeit von acht Jahren war der fast zweistündige Festakt am Mittwochabend, in dem viel gedankt und nochmals kritisch Rückschau gehalten wurde, nur noch die letzte Geduldsprobe. Gegen 21 Uhr konnten sich die rund 300 geladenen Gäste dann endlich selbst ein Bild der erweiterten Modernen Galerie des Saarlandmuseums und der spektakulären Rauminstallation der kalifornischen Künstlerin Pae White machen. Sie bespielt den 14 Meter hohen „Kathedralenraum“ im Neubau, wie ihn Kultur-Staatsministerin Barbara Grütters (CDU) treffend bezeichnete. „Nicht viele Museen in Deutschland können so etwas zeigen, das Saarlandmuseum braucht keine internationalen Vergleiche zu scheuen“, hob die Kulturstaatsministerin hervor. Saarbrücken mit seiner „hervorragenden Sammlung“ und seiner „grenzüberschreitenden Vielfalt der Kunst“ habe das Potenzial, zu einem „Mekka für Kunstliebhaber“ zu werden. 7,5 Millionen Euro steuere der Bund zu dem Projekt zu. Maßstäbe setze zudem die Ausstellung zur „Provenienzforschung“, lobte sie.

Grütters, prominenteste Vertreterin aus der Bundespolitik, eröffnete den Redner-Reigen nach der Ansprache von Roland Mönig, Museumschef und Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Sie entschuldigte erst einmal ihre Parteikollegin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die saarländische Ministerpräsidentin fehlte just an diesem so lange ersehnten Abend: Sie war bei den Jamaika-Sondierungsgesprächen in Berlin unabkömmlich.

Als ehemalige Kulturministerin war auch Kramp-Karrenbauer – wie die Vorgänger und Nachfolger in diesem Amt Karl Rauber, der derzeitige Finanzminister Stephan Toscani (beide CDU) und der amtierende Kuturminister Ulrich Commerçon (SPD) – jahrelang mit dem komplizierten, umstrittenen Bauprojekt befasst; für ihr Management war sie damals in die Kritik geraten. Zwei Untersuchungsausschüsse des Landtages hatten sich mit dem Vierten Pavillon und seinen ausufernden Kosten befasst (wir berichteten). Rauber und Toscani waren zur Eröffnung gekommen und wurden wie einige andere Minister a. D. von Mönig begrüßt. Wer allerdings fehlte, war Jürgen Schreier, Kulturminister von 1999 bis 2007 und der „Vater“ des Projekts, das ihm letztendlich einen Strafbefehl wegen Vorteilsnahme eingebracht und die Karriere gekostet hat. Die Stiftung hatte Schreier gar nicht erst eingeladen.

Um die Kunst und die Architektur des neuen Ensembles ging es erst einmal nur am Rande am Mittwochabend. „Wir haben ein verfahrenes Projekt zu einem glücklichen Ende geführt“, sagte Kulturminister Ulrich Commerçon, der seit 2012 mit dem Bau befasst ist. Er scheue zwar den Ausdruck, aber heute sei er „stolz“ auf das kreative und künstlerische Gesamtkonzept, das man mit dem Archtitektenbüro Kühn Malvezzi und dem Konzeptkünstler Michael Riedel, der das Außengelände und die Fassade mit seiner Kunst gestaltete (wir berichteten), umgesetzt habe. Nicht zuletzt hätten der schwierige Prozess und die vielen Diskussionen und Sitzungen gezeigt, dass die Demokratie funktioniert, „weil die Selbstregulierungskräfte wirken“. Es sei gelungen, Transparenz herzustellen. Wie schon Roland Mönig und später der zweite Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Bernd Therre, dankte der Minister den vielen Menschen, die zum Gelingen beigetragen hätten – aus dem Museum, der Stiftung, dem Ministerium, aus den Gremien der Bauexperten, aus der Baubranche und auch aus dem ehrenamtlichen Bereich.

Mit einer mitreißenden, witzigen Rede (in Englisch) begeisterte dann der amerikanische Generalkonsul der USA James W. Herman, den Saal, der als Schirmherr der Pae-White-Installation fungiert. „Wow!“ begann er seine locker-launigen Ausführungen über die Installation, die ihm „den Atem raube“. „Incredible“ (unglaublich) sei das, „awesome“ (erstaunlich) und „spectacular“. So viele Superlative taten richtig gut, denn Herman ließ die unrühmliche Vorgeschichte der Museumserweiterung außen vor und regte sehr charmant an, über die Kunst in den Dialog miteinander zu treten. „Interaction“ sei das wichtigste überhaupt, und er möchte doch bitte öfter ins Saarland eingeladen werden.

Dann kam der kaufmännische Stiftungsvorstand Bernd Therre zu Wort. Er legte nochmals die technischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Bauprojektes dar und bedankte sich bei den „vielen Verbündeten“ inklusive der Nachbarn des Museums (Anwohner und Langwiedstift) für die Zusammenarbeit. Schließlich gab der für seine Zurückhaltung bekannte Museumschef Roland Mönig noch einen Einblick in seine Gefühlslage. Schließlich war er es, der Ende 2013 nach Saarbrücken kam, um ein sich in Schwierigkeiten befindendes Haus wieder neu aufzustellen und zu erweitern. Er habe sich oft wie Sisyphos gefühlt, der dem griechischen Mythos nach einen Stein immer wieder aufs Neue den Berg hinaufrollen muss. Eine Postkarte mit dem Titel „Hoffnung für Sisyphos“ habe ihn auf seinem Schreibtisch täglich daran erinnert, dass alles zu schaffen sei und seine Arbeit ein gutes Ende nehmen werde. Entscheidend sei gewesen: „Sisyphos war nicht allein.“ Er habe sich auf seine Mitarbeiter verlassen können, die eine „Herkulesaufgabe“ gemeistert hätten. „Gemeinsam Sisyphos zu sein war eine wunderbare Erfahrung“, beendete Mönig seine Rede. Dann endlich ging es zur Kunst. Ab heute ist das Museum  wieder für alle geöffnet.

Öffnungszeiten: Di, Do-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr.. Der Eintritt in die Moderne Galerie ist bis zum 31. Dezember frei.
www.saarlandmuseum.de

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