Dürftige Nachrichten von einer Pop-Instanz: Barry Gibb ist zurück

Umhüllt von Finsternis blickt Barry Gibb vom Cover von "In the Now": Kein Wunder, es ist sein erstes Album, seit auch der letzte seiner drei jüngeren Brüder, Robin, tot ist. Mit den Zwillingen Maurice und Robin bildete Barry jahrzehntelang eine der erfolgreichsten Bands der Welt: die Bee Gees. Nebenbei schrieb er Welthits für Diana Ross oder Dionne Warwick.

Die Messlatte lag also hoch. Aber der 70-Jährige kann sie nicht mehr überspringen, trotz der Unterstützung seiner Söhne Steve und Ashley. Nein, drei Gibbs machen nicht automatisch ein Erfolgsalbum. Nur im Titelsong schimmert ein wenig Glanz der alten Tage. Die flotte Nummer enthält noch Melodien, die hängen bleiben - das Erfinden solcher war einst Gibbs Königsdisziplin. Danach muss man lange suchen auf diesem Album, zu banal wirken die meisten Songs. Vom Disco-Sound der 70er ("Nightfever") ist Barry Gibb schon lange weg, den Hang zur Schnulze hat er behalten. Doch wo ein Johnny Cash etwa im Alter noch an Tiefe und Farbe gewann, verliert der letzte lebende Bee Gee mehr und mehr die Fähigkeit, das unglaubliche Falsett und ausgehauchte Stotter-Vibrato zu halten - einst das Markenzeichen der Gibbs. Barry klingt heute eher wie seine eigene Parodie.

Barry Gibb: In the Now (Sony).

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