DRP: Großartiger Ersatz für Chichon

Saarbücken · Wieder einmal hat Chefdirigent Chichon der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) krankheitsbedingt abgesagt. Doch der Ersatz beim "Studiokonzert Extra" gestern auf dem Halberg war großartig: Drei Tage vor dem Konzert begann Gastdirigent Tomás Brauner mit den Proben. Er stammt aus der Heimat Dvoráks, beste Voraussetzung also für authentische Interpretationen. Die Ouvertüre "Husitská" beschreibt mit national gefärbten Tönen die Entstehung der Hussitenbewegung, Krieg und Sieg der Idee nationaler Freiheit. Kraftvoll und kantig ging die DRP zu Werke, befeuert vom Impetus am Pult. Zu den bedeutenden Violinkonzerten des 19. Jahrhunderts zählt das opus 51 Dvoráks. Der junge Geiger Jan Mrácek interpretierte es technisch brillant in den formal originellen Ecksätzen und mit intimer Kantabilität im Adagio.

Brauner ließ das Orchester selbstbewusst und dennoch durchsichtig musizieren. Auf reichen Beifall folgte eine beliebte Zugabe: Fritz Kreislers "Rezitativ und Scherzo-Caprice". Dvoráks 6. Sinfonie wird bestimmt durch slawische Idiome: Volksliedmelodien, Furiant, balladenhafter Dumka und andere tänzerische Formen huldigen Böhmen, aber auch dem Vorbild Brahms. Die Ideen quellen über, und so findet das Finale sehr spät zum Schluss. Viel Gelegenheit für liebevoll geblasene Holzbläser-Soli, erdigen Hörner-Wohllaut, kraftvolles Blech, saftige Celli und Kontrabässe. Dass der Höhenflug der Violinen nicht immer ganz gemeinsam geriet, ansonsten aber rhythmische Einigkeit den Orchesterklang dominierte, sprach für das Ziel, mit der kurzen Probenzeit das allerbeste Ergebnis zu erzielen. Das ist gelungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort