Bauhaus Ist das Bauhaus „ein bewusst unpolitischer Ort“?

Dessau-Roßlau/Berlin · Die Stiftung Bauhaus hat ein Konzert der linken Band Feine Sahne Fischfilet abgesagt – die Kritik daran reißt nicht ab.

Die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet will trotz der Absage im Bauhaus Dessau an einem Konzert in der Stadt festhalten. „Es ist doch wohl klar, dass wir am 6.11. in Dessau spielen werden“, schrieben die Musiker auf ihrer Facebook-Seite. Man werde sich nicht einschüchtern lassen. Wo der Auftritt stattfinden soll, ist noch unklar.

  Eigentlich sollte es ein Konzert vor überschaubarem Publikum auf der historischen Bühne des Bauhauses werden. Das ZDF lädt regelmäßig Künstler für seine Konzertreihe zdf@bauhaus nach Dessau ein. Doch am Donnerstag sagte die Stiftung Bauhaus ab. Weil rechte Gruppierungen im Internet zum Protest gegen den Auftritt der linken Musiker aufriefen, machte die Stiftung von ihrem Hausrecht Gebrauch und untersagte das Konzert. Man wolle kein Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, hieß es. Auch Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra verteidigte die Absage. Eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar, sagte der CDU-Politiker dem Radiosender MDR Kultur.

  Feine Sahne Fischfilet war vor einigen Jahren wegen Gewaltaufrufen gegen Polizisten im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern genannt worden. Zuletzt spielten die Rostocker Musiker bei einem Konzert gegen Rechtsextremismus in Chemnitz. Im Verfassungsschutzbericht taucht der Name der Band seit einigen Jahren nicht mehr auf.

  Die Kritik an der Absage des Konzerts riss auch am Wochenende nicht ab. Vor allem die Kunstfreiheit wurde als Argument angeführt. „Es darf niemals der Eindruck entstehen, dass der Druck der rechtsextremistischen Szene ausreicht, ein Konzert zu verhindern“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Die Kunstfreiheit genieße in Deutschland hohen Verfassungsrang. Dieser Stellenwert sei die Lehre aus der deutschen Geschichte mit dem Angriff auf die Demokratie von rechten und linken Antidemokraten. Die Verantwortung der Künstler zur Verteidigung dieser Freiheit sei unverzichtbar, sagte Grütters.  

  Der diesjährige Vorsitzende des Bauhaus Verbundes, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), schrieb in einem Brief an die Mitglieder des Museumsverbandes, er widerspreche entschieden den Äußerungen der Stiftung Bauhaus Dessau, das Bauhaus sei ein „bewusst unpolitischer Ort“. Die Kunstschule fordere nach ihren eigenen Erfahrungen in der Nazi-Zeit und der DDR zu einer klaren Haltung gegen alle Einschüchterungsversuche auf. Vom Deutschen Kulturrat hieß es, die Absage sei ein falsches Signal und verhöhne die Geschichte des Bauhauses.

Die Stiftung Bauhaus hat die Absage verteidigt. „Dies steht auch im Kontext jener polarisierten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die in den vergangenen Monaten das Bild Ostdeutschlands geprägt haben“, hieß es in einer Mitteilung. Man habe annehmen müssen, dass das Bauhaus Ziel von extremistischen Angriffen geworden wäre. Kulturminister Robra betonte zudem, die Direktorin des Bauhauses sei in die Überlegungen des ZDF nicht eingebunden gewesen und habe erst am Mittwoch von der Einladung der Band erfahren.

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