„Die Wikinger“ auf Bluray Odin und die starken Männer

Saarbrücken · Der Kolossalfilm „Die Wikinger“ mit Kirk Douglas erstrahlt im Heimkino erstmals auf Bluray.

 Ragnar (Ernest Borgnine), Morgana (Janet Leigh) und Einar (Kirk Douglas).

Ragnar (Ernest Borgnine), Morgana (Janet Leigh) und Einar (Kirk Douglas).

Foto: Capelight

„Odiiiiiiiin!“ Manche TV-Kindheitserinnerung halten sich lange. Etwa die von einem bärtigen Wikinger, der mit einem dramatischen  „Odiiiiiiin“ auf den Lippen in eine Wolfsgrube (und den Tod) springt. Diese Szene stammt aus „Die Wikinger“ von 1958 – nun lässt sich dieser prachtvolle Film erstmals auf Bluray erleben: „in horizontweitem Technirama und leuchtendem Technicolor!“, wie der antike deutsche Trailer vollmundig verheißt (und nicht mal übertreibt).

In der Tat: „Die Wikinger“ ist ein kolossaler Kolossalfilm. Kirk Douglas, Star und Produzent, ließ nicht in Hollywood drehen, sondern in einem norwegischen Fjord, in der Bretagne, Belgien und in den Münchner Geiselgasteig-Studios. Der Plot köchelt vor barbarischem Wikingertum, Liebe und Leidenschaft. Douglas (hier der einzige Wikinger ohne Bart, aber schließlich ist er der Star) spielt Einar, den Sohn des Wikingerhäuptlings Ragnar (Ernest Borgnine, bizarrerweise ein paar Monate jünger  als sein Filmsohn Douglas). Mit im Dorf lebt ein junger Sklave (Tony Curtis), einst aus England verschleppt. Was weder er noch die Wikinger wissen: Er ist der Sohn Ragnars, der bei einem der regelmäßigen Raubzüge gen England einst die englische Königin vergewaltigte – und somit ist er auch der Halbbruder von Einar/Douglas. Das erfahren beide erst, als längst der Hass zwischen ihnen brodelt. Als sich beide in die englische Königin Morgana verlieben (Janet Leigh mit einem der Schwerkraft trotzenden Korsett), macht das die Lage nicht leichter.

 Prinzessin Morgana (Janet Leigh) und ein Korsett, das etwas unbequem aussieht.

Prinzessin Morgana (Janet Leigh) und ein Korsett, das etwas unbequem aussieht.

Foto: Capelight

Es folgen Raubzüge, Liebesschwüre und auf einem Burgturm ein klirrendes Schwerterduell zwischen Douglas und Curtis, bei dem einem schwindeln kann – alles in wunderbar atmosphärischen Breitwandbildern (70 Millimeter), fotografiert von Kamerakünstler Jack Cardiff.

Bei alldem können einem die Wikinger fast ein bisschen leid tun (wenn man die Brutalität ihrer Raubzüge mal ausblendet) – irgendwie lauert hinter ihrem lauten Getue und dem Gegröle eine gewisse Todessehnsucht: Denn vor allem geht es ihnen darum, in Würde abzutreten – bevorzugt mit einem Schwert in der Hand –, um dann dereinst mit Gott Odin in Walhall zu Tisch zu sitzen. Das erklärt uns schon ein wunderbarer Vorspann mit einer Animation alter Wikingerdarstellungen und der samtigen Sprecherstimme von Curd Jürgens (im der US-Originalfassung spricht Orson Welles).

 Die Prinzessin (Janet Leigh) und ihr Holder Eric (Tony Curtis).

Die Prinzessin (Janet Leigh) und ihr Holder Eric (Tony Curtis).

Foto: Capelight

Die Bluray ist eine Freude, mit seinem strahlenden Bild und schönem Bonus-Material: der deutsche Trailer von einst etwa, in dem der Sprecher Heinz Petruo (Dekaden später die Stimme von Darth Vader) Sätze schnarren lässt wie „Für einen Wikinger erfüllte sich das Leben nur im Kampf!“ oder „Er hatte nur ein Ziel – den Tod in der Schlacht!“. Man fühlt sich ein wenig an deutsche Wochenschauen 1939-1945 erinnert.

In einem halbstündigen Interview von 2002 erinnert sich Regisseur Richard Fleischer (1916-2006) und kramt einige Schwarzweißfotos vom Dreh heraus – etwa von dem Schiff, auf dem die Crew in Norwegen untergebracht war: Partyfotos, aber auch eigentümlich Anrührendes wie das Bild von „tough guy“ Ernest Borgnine, wie er ordentlich zugedeckt in seinem Bett ein Schläfchen macht. Der Wille zur Detailtreue war enorm. Fleischer ließ etwa ein Wikingerschiff exakt nach einem alten Vorbild bauen, aber beim Dreh merkte man, dass sich die hochgewachsenen Mimen beim Rudern herzhaft anrempelten – es war etwas eng an Deck. Fleischer: „Ich glaube, die Wikinger waren kleine Männer mit kurzen Armen“. Viel größer war da die Kamera, mit der Jack Cardiff das Geschehen filmte (laut Fleischer soll es bei Vorführungen Applaus für die Landschaftsaufnahmen gegeben haben, was ja nicht allzu oft vorkommt). Vier Männer mussten die massive Vistavision-Kamera herumtragen. Fleischer: „Sie sah aus wie ein Sarg – wenn sie an mir vorbeigetragen wurde, nahm ich immer die Mütze ab.“

 Die Bluray von "Die Wikinger"

Die Bluray von "Die Wikinger"

Foto: Capelight

Erschienen bei Capelight.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort