Neue Initiative will Musiker fördern Selbermachen und geschickt Netzwerken

Saarbrücken · Die neue saarländische Initiative „iPop“ will junge Musiker bei der Selbstvermarktung unterstützen.

 Annika Jonsson, Christian Jost, Chris Klimek, dazwischen die beiden iPop-Macher Marcel Sude und Michael Kernbach, dann Solveig Palm, Wolfgang Mayer, Chris Histel, Zippo Zimmermann.

Annika Jonsson, Christian Jost, Chris Klimek, dazwischen die beiden iPop-Macher Marcel Sude und Michael Kernbach, dann Solveig Palm, Wolfgang Mayer, Chris Histel, Zippo Zimmermann.

Foto: Sebastian Dingler

Den Traum, mit der eigenen Musik Geld zu verdienen, hegen viele. Aber wie geht das? Früher ging es noch darum, eine Plattenfirma auf sich aufmerksam zu machen, um so einen Plattenvertrag zu ergattern. Heute dreht es sich um Klickzahlen auf Youtube oder um die Anzahl der Aufrufe eines Songs auf Streaming-Portalen. Im Prinzip ist heute jeder in der Lage, mittels Computer und Musik-Software einen Song in annehmbarer Klangqualität  aufzunehmen, das Gleiche trifft zu für die Videoproduktion.  Doch wie vermarkten Künstler ihr Produkt dann am besten?

Dieser Herausforderung wollen sich nun zwei Fachleute annehmen: Der Saarländer Marcel Sude ist Komponist, Sounddesigner und Musikproduzent mit eigenem Tonstudio. Michael Kernbach aus Trier war Bassist und Texter für Guildo Horn, heute leitet er die Popfarm in Bonn, eine Schule für Rock- und Popmusik. Zusammen haben sie die Initiative „iPop“ gestartet, die jungen Musikern das Handwerkszeug zur Selbstvermarktung näher bringen will. Am Samstag fand in der Alten Kirche am St. Johanner Markt in Saarbrücken die Auftaktveranstaltung von „iPop“ statt.

 Nach der Begrüßung durch Kathrin Berger, Vorsitzende des Saarländischen Rockmusiker-Verbandes, kamen zunächst zwei Fachleute zu Wort. Der Musikmanager Chris Klimek, der mit seiner Firma Bands wie „In Extremo“ oder „Fiddler’s Green“ betreut, ist überzeugt, dass in Nischensegmenten bewährte Formate wie die CD oder gar die Vinyl-LP erfolgreich sein können, besonders wenn die Musik als aufwendig gestaltete Box auf den Markt komme. Früher habe die Tour einer Band fürs neue Album geworben, heute diene neue Musik eines Künstlers im Wesentlichen dazu, die Tour zu bewerben. Einzelne Songs hätten eine weitaus größere Bedeutung als ganze Alben, da die Musikindustrie viel stärker auf einen Hit fokussiert sei als früher.

Der Saarbrücker Chris Histel hilft Bands bei der Selbstvermarktung. Bei der lokalen Formation „Le Magnétophone“ stieg er ein ohne selbst mitzuspielen. Er glaubt: „Das Internet bietet für Musiker den chancenreichsten Wandel in der Geschichte der Musik.“ Talent sei zwar wichtig, reiche aber zum Erfolg nicht aus. Früher versuchten Bands ins Radio zu kommen, heute herrsche „der Kampf um den Klick auf den Play-Button“. Mit „Do it yourself“ (DIY) in Produktion und Vermarktung ließe sich ein Bekanntheitsgrad übers Internet aufbauen, noch bevor man den Kontakt mit professionellen Firmen benötige.

Der „iPop“-Macher Michael Kernbach stellte anschließend die Ziele der neuen Initiative vor. Musiker sollen in der Lage sein, „die eigenen Möglichkeiten unterhaltssichernd umzusetzen“. „Wahrnehmung ist die neue Währung“, meinte Kernbach. Die Initiative will dazu Kurse anbieten und die Vernetzung in der Region fördern.

Anschließend diskutierten Histel und Klimek mit Jazzmusikerin Annika Jonsson, dem Keyboarder der Heavy Metal-Band „Powerwolf“ Christian Jost, dem Rektor der Musikhochschule Wolfgang Mayer und der Kulturmanagerin Solveig Palm. Die Moderation hatte der Saarbrücker Musiker Zippo Zimmermann. Dabei war vor allem interessant, wie Christian Jost den Erfolg von „Powerwolf“ erklärte. Die Band arbeite nach dem „Do it yourself“-Prinzip und habe dadurch mehr  Kontrolle über ihre Vermarktung.

Während die anderen  Musiker den langen und steinigen Weg zum Erfolg in den Fokus stellten und sich  mehr Förderung für Musiker wünschten, berichtete Jost: „Das Management kam auf uns zu, weil wir schon was hatten, ein Produkt und eine Vision.“ Für Konzertveranstalter allerdings würde er sich Fördergelder wünschen: „Damit die mutiger werden könnten.“

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