Die Legende und die Fremdsprache

Saarbrücken · Ein ausverkaufter Festsaal zum Festival-Auftakt: Im Saarbrücker Schloss traten am Mittwoch Dino Saluzzi und Gonzalez Calo mit seinem Quinteto Criollo auf. Ein Abend mit schönen Momenten, aber auch manchen Längen.

 Sein Instrument beherrschte er mühelos, das Englische weniger: Dino Saluzzi. Foto: Dingler

Sein Instrument beherrschte er mühelos, das Englische weniger: Dino Saluzzi. Foto: Dingler

Foto: Dingler

Die jungen Wilden des argentinischen Tangos und der alte Mann - so könnte man den Auftakt des diesjährigen Saarbrücker Jazzfestivals beschreiben. Im Festsaal des Saarbrücker Schlosses trat am Mittwochabend zunächst der Bandoneon-Spieler Gonzalez Calo mit seinem Quinteto Criollo auf. Die Formation aus drei (!) Gitarren, eine davon ein tiefer gestimmtes Guittarón, Kontrabass und eben Bandoneon spielte so genannten Tango nuevo - neuen Tango also, und das mit all der Leidenschaft, der Dynamik und dem Furor, den es dazu braucht. Die sehr perkussiv klingenden Gitarren verwoben sich mit den Linien des Bandoneons oder des Kontrabasses, ehe andere Instrumentengruppen in Opposition traten und sich gleich wieder auflösten - das Publikum gestattete dem fulminanten Auftritt zwei Zugaben, wiewohl doch der eigentliche Stargast noch wartete.

Dino Saluzzi ist in Argentinien eine Legende - ohne ihn hätte er nie Musik gemacht, sagte Gonzalez Calo und legte damit die Messlatte hoch. Das Schwierige bei Saluzzis Auftritt waren seine Ansagen: Sein "schreckliches Englisch" entschuldigte er mehrfach; das nutzte wenig, denn das meiste von dem, was Saluzzi seinem Publikum mitteilen wollte, und das war nicht wenig, blieb schlicht unverständlich. Anfangs ging das noch als liebenswerte Schrulligkeit durch, im Laufe des Auftritts aber wünschte man sich einen Dolmetscher an die Seite des nach Worten ringenden 81-jährigen.

Musikalisch ließen es der Bandoneon-Spieler und seine Familie (mit von der Partie waren Bruder Felix an Saxofon und Klarinette, Sohn José an Gitarre und Neffe Matías an Bass) wesentlich ruhiger angehen als ihre Vorgruppe. Da schimmerte der Tango in vielen Passagen allerhöchstens noch rudimentär durch. Vieles wurde improvisiert, wenn auch nach ganz anderen Regeln als jenen des Jazz'. Saluzzi selbst schien von den Tournee-Strapazen ziemlich mitgenommen und ließ nur sporadisch seine Meisterschaft aufblitzen; dennoch gelangen der Formation, der noch Schlagzeuger U.T. Ghandi angehörte, einige träumerisch-verspielte Klangbilder, die bei einem Tango-Programm nicht zu erwarten waren.

Nächstes Konzert morgen um 20 Uhr in der Aula der Uni: Etienne M'Bappé and the Prophets & Amsterdam Funk Unit: The Jig. www.jazz-syndikat.de

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