„Bloodlight and Bami“ neu auf DVD Die Kunstfigur am Küchentisch

Saarbrücken · Zehn Jahre mit Grace Jones: Der Film „Bloodlight and Bami“ porträtiert die schillernde Künstlerin aus Jamaika.

 Grace Jones:  Musikerin, Model, Kunstfigur.

Grace Jones:  Musikerin, Model, Kunstfigur.

Foto: Kristian Sibast / Ascot Elite/Kristian Sibast

Man könne Persönliches preisgeben und trotzdem ein Geheimnis bleiben – das sagte Grace Jones kürzlich in einem Interview und hat dabei wohl auch an den Film über sie gedacht. „Bloodlight and Bami“ heißt der und erscheint jetzt fürs Heimkino. Die  britische Regisseurin Sophie Fiennes (Schwester der Darsteller Ralph und Joseph) hat Jones ein knappes Jahrzehnt begleitet und aus diesen Begegnungen einen fast zweistündigen, sehr sehenswerten Film montiert.

Dass er einen Blick auf die Privatperson hinter der schillernden Kunstfigur Jones wirft, ist nur die halbe Wahrheit – vor allem zeigt „Bloodlight and Bami“ die Untrennbarkeit von beidem. „Slave to the Rhythm“, einer von Jones’ größten Hits, eröffnet den Film, montiert aus zwei Bühnenauftritten, Jones einmal mit Maske, einmal ohne – und immer ein Ausbund an Charisma. Von dort geht es nach Jamaika in Jones’ Heimat, zur Mutter an den Küchentisch, zu langen Gesprächen mit der Familie, zum Fischessen und Tratschen. Erstaunlich ist dabei die Offenheit der Familie – die Kamera scheint ihr völlig egal zu sein. Jones, der Star auf Heimaturlaub, geht im Familienverbund fast unter, zumal die Mutter ebenso ein Star ist, wenn auch auf eher lokaler Ebene – sie singt Gospel in der Kirche.

Naturbilder von Jamaika zeigt der Film, einen diesigen Wald, während man Jones hört, wie sie auf der Bühne von der alten Heimat erzählt, und sie dann in einem Fluss schwimmen sieht, in völliger Ruhe – konträr zu ihrem bunten Bühnen-Image, das der Film damit aber nicht demontiert. Es ist eben nur eine Facette mehr bei diesem bunten Vogel, der als Model ebenso einzigartig ist/war wie als Bühnenfigur. Nur das Kino meinte es weniger gut mit ihr: Ihre Rolle im Bond-Film „Im Angesicht des Todes – erst böse, dann gut, dann tot – passte wenig zu ihr.

Der Film, bei dem die Regisseurin nach eigenen Angaben völlig freie Hand hatte, zeigt auch das alltägliche Geschäft als Star, der kommerziell die große Zeit hinter sich hat. Da stöckelt Jones, die im Mai 70 Jahre alt wird, endlos durch die Gänge eines TV-Studios (was an die Rock-Doku-Parodie „Spinal Tap“ erinnert), findet endlich die Bühne und soll dann umringt von aufringlich popowackelnden Tänzerinnen singen. „Damit finanziere ich mein Album“, sagt Jones dazu, ohne Plattenfirma bleibt ihr nichts anderes übrig; aber die Tänzerinnen wird sie dennoch los.

Als ihr Produzent zum vereinbarten Termin nicht im Studio erscheint, entfacht Jones einen mittleren Orkan, auch in einigen anderen Passagen wird sie sehr energisch. Der Film schlachtet das aber nicht aus, bilanziert es eher, auch der Besuch bei der Enkelin wird nicht sentimental aufgebretzelt. Lernt man hier „die wirkliche Grace Jones“ kennen? Man weiß es nicht so recht  – und das hält den Film spannend in der Schwebe.

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Foto: Ascot Elite

DVD und Blu-ray von Ascot Elite.

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