Weltkulturerbe Die gotische Schönheit schafft es im dritten Anlauf

Manama/Naumburg · Der Naumburger Dom gehört jetzt zu den 44 deutschen Welterbestätten wie dem Speyerer Dom oder der Völklinger Hütte.

 Ein Blick auf den Naumburger Dom.

Ein Blick auf den Naumburger Dom.

Foto: dpa/Jan Woitas

()  Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Der gotische Dom St. Peter und St. Paul in Naumburg ist gestern in Manama, der Hauptstadt von Bahrain, von der Weltkulturorganisation Unesco in die Liste des Weltkultur­erbes aufgenommen worden.

Noch 2015 und 2017 hatte der Internationale Rat für Denkmalschutz (Icomos) mit unverblümter Klarheit den Welterbe-Antrag aus Sachsen-Anhalt abgelehnt. Er umfasste dabei nicht nur den Dom, sondern auch die hochmittelalterliche Kulturlandschaft an Saale und Unstrut. Das zuständige Unesco-Komittee sah das genau so. Seine Begründung: Die weltweite Bedeutung der hochmittelalterlichen Kulturlandschaft sei nicht ausreichend belegt worden; die Region stelle keinen „einmaligen universellen Wert“ dar.

Das Naumburger Welterbe-Vorbereitungskomitee ließ sich nicht entmutigen, gelobte Besserung und formulierte den Antrag zweimal neu. Diesmal stand allein der Naumburger Dom im Mittelpunkt und sein Westchor mit den berühmten zwölf Stifterfiguren. Man habe versucht, den Änderungsvorschlägen der Welterbeexperten genau zu entsprechen, betont der Direktor und Stiftskustos der Vereinigten Domstifter, Holger Kunde. Für das Unesco-Komitee reichte das aus: Künftig gehört die Kathedrale zu den 44 deutschen Welterbestätten und gesellt sich damit zu den Domen von Aachen, Köln, Speyer und Hildesheim sowie weiteren Kirchen.

Mit dem Kreuzgang, dem Domgarten und den umliegenden Kuriengebäuden bildet der heute evangelische Dom (150 000 Besucher im Jahr) eines der herausragenden Architekturensembles in Mitteldeutschland. Die ehemalige Kathedrale des untergegangenen Bistums Naumburg stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die berühmten lebensgroßen Stifterfiguren des Naumburger Meisters gelten als revolutionärer Ausdruck einer um diese Zeit herum neu entdeckten Individualität. Die Figuren weinen, lächeln, schauen betrübt, zornig, stolz, amüsiert. Kaum würde es den Betrachter wundern, wenn sie ihm plötzlich zuzwinkerten – so lebensecht wirken diese steinernen Zeitzeugen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort