Die Dinge des Lebens

Saarbrücken · Man merkt es oft ja gar nicht mehr, wie man als Kinogänger von Konventionen konditioniert ist, sich an Aktstrukturen gewöhnt hat, an bewährte Dramaturgie vom Reißbrett. Doch manchmal kommt dann ein Film, der diese Konventionen ignoriert und eben ganz anders ist. "Unsere kleine Schwester" ist so ein Film. Es geht um die großen Fragen des Lebens, um Liebe, Familie, Freundschaft und Tod - aber er behandelt das alles ohne große dramatische Geste, sondern leise, zart und äußerst feinfühlig.

Drei Schwestern, die in einem Haus an der Küste in der Nähe von Tokio leben, reisen ins Hinterland, um ihren Vater zu beerdigen, der vor 15 Jahren die Familie verlassen hatte. Dort treffen sie zum ersten Mal ihre Halbschwester Suzu, eine 13-Jährige, und laden sie ein, fortan bei ihnen zu leben. Sie nimmt an - und eine anrührende Freundschaftsgeschichte beginnt. Suzu lebt sich bei der neuen Familie ein, während der Alltag weitergeht, mit seinen Sorgen und seinen Glücksmomenten. Mehr geschieht nicht - keine Konflikte, die rechtzeitig vor Filmende gelöst werden, keine tränenreichen Monologe, kein zugespitztes Finale. Sensibel beobachtet Regisseur Hirokazu Kore-Eda das Leben seiner Figuren und erinnert dabei an die ruhigen Meisterwerke des japanischen Kollegen Ozu (1903-1963). Trügerisch leicht fließt das Werk vor sich, aber jeder Blick, jeder Satz ist wichtig. Ein wunderbarer Film.

Auf DVD bei Pandora Film

erschienen.

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