Preisverleihung in der Nacht auf Montag Jede Menge Drama – schon vor den Oscars

Los Angeles · Die 91. Oscars werden in der Nacht von Sonntag auf Montag verliehen. Drama, Aufregung und Proteste rund um die Verleihung gibt es schon seit Wochen.

 „Roma“ von Alfonso Cuarón ist der große Favorit bei den Oscars, nominiert (unter anderem) als bester Film und bester ausländischer Film.

„Roma“ von Alfonso Cuarón ist der große Favorit bei den Oscars, nominiert (unter anderem) als bester Film und bester ausländischer Film.

Foto: AP/Carlos Somonte

Ein aufregendes, spannendes, vielfältiges Trophäenspektakel versprechen die Produzenten der Oscar-Gala für den Sonntag. Doch vor den 91. Academy Awards gab es schon mehr ungewolltes Drama als geplant: Filmschaffende wie Quentin Tarantino, Glenn Close und George Clooney protestierten lautstark gegen Pläne der Filmakademie, einige Trophäen in den Werbepausen der Gala zu verleihen, um die Show damit kürzer zu halten. Nach einem zähen Hin und Her lenkten die Oscar-Bosse ein – alles werde im „traditionellen Format“ über die Bühne gehen, so das Versprechen.

Von wegen Tradition: Erstmals seit 30 Jahren fehlt ein Gastgeber, der mit witzigen Einfällen die Show lenken soll. US-Komiker Kevin Hart war nach einer Kontroverse um frühere schwulenfeindliche Äußerungen im Dezember abgesprungen. Bis zuletzt wurde über einen Nachfolger spekuliert. Der fand sich nicht, jetzt sollen Star-Präsentatoren – darunter Charlize Theron, Javier Bardem und Daniel Craig – die Lücke füllen.

Bei den Trophäen könnte es auf ein enges Rennen mit Überraschungen hinauslaufen. Die Favoriten sind „Roma“ und „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ mit je zehn Gewinnchancen, beide räumten auch schon bei den britischen Baftas ab. Der Gegensatz zwischen den Werken könnte nicht krasser sein. In dem in Schwarz-Weiß gedrehten Netflix-Drama „Roma“ erzählt Oscar-Preisträger Alfonso Cuarón die sehr persönliche Geschichte einer Familie im Mexiko der 70er Jahre. Alleine Cuarón könnte am Sonntag vier Trophäen stemmen – als bester Regisseur, für Kamera, Original-Drehbuch und als Produzent des besten Films. „Roma“ würde Hollywood-Geschichte schreiben, falls es den Top-Preis als bester Film und zugleich den Auslands-Oscar holt. Das hat zuvor noch kein „nicht-englischsprachiger“ Film geschafft.

Schrill und bunt geht es dagegen in der Historien-Groteske „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ über Intrigen am Hof der britischen Queen Anne Stuart zu. Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos setzt auf schräge Charaktere und sein geniales Darstellerinnen-Trio Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone.

Acht Werke haben Chancen auf den Preis als Bester Film. Gute Karten hat die Tragikömodie „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali. Die Filmbiografie holte kürzlich den renommierten US-Produzenten-Preis, dessen Sieger gewinnen oft auch den Oscar. Oder ist es das Jahr der schwarzen Superhelden? Mit dem Blockbuster „Black Panther“ brachte es zum ersten Mal in der Oscar-Geschichte eine Comic-Verfilmung zu einer Nominierung als Bester Film, wo auch „A Star Is Born“, „Bohemian Rhapsody“, „Vice: Der zweite Mann“ und „BlacKkKlansman“ mitmischen.

2016 stand mit dem Twitter-Hashtag #OscarsSoWhite die mangelnde Vielfalt der Nominierten am Pranger, jetzt gibt es keine Empörung über „weiße“ Oscars. Das schwarze Multitalent Spike Lee (61, „Jungle Fever“, „Malcom X“) holte mit dem Rassismus-Drama „BlacKkKlansman“ seine erste Oscar-Nominierung als Regisseur. Diese Sparte ist aber in diesem Jahr, wie so oft, reine Männersache. Mit Lee sind unter anderem Cuarón, der Grieche Lan­thimos und der Pole Pawel Pawlikowski („Cold War“) im Rennen.

Mit dem Künstlerporträt „Werk ohne Autor“ könnte Florian Henckel von Donnersmarck (45) den zweiten Auslands-Oscar nach Deutschland holen – zwölf Jahre nach seinem Triumph mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“. Der Film mit Tom Schilling, Sebastian Koch und Paula Beer hat neben der Sparte „nicht-englischsprachiger Film“ eine weitere Gewinnchance. Überraschend wurde auch der US-Kameramann Caleb Deschanel (74, „Der Stoff, aus dem die Helden sind“) für seine Arbeit an „Werk ohne Autor“ nominiert.

Schauspielerin Glenn Close (71) sollte auf alle Fälle eine Dankesrede parat haben. Mit ihrer bewegenden Hauptrolle in „Die Frau des Nobelpreisträgers“ gilt sie als klare Favoritin – es wäre ihr erster, längst überfälliger Oscar-Triumph. Der scheint auch Rami Malek (37) fast sicher, nachdem der US-Schauspieler mit seiner verblüffenden Verwandlung in den Queen-Sänger Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ bereits bei den Golden Globes und Bafta-Preisen abgeräumt hat.

Kurz und knackig sollen die Dankesreden sein, dies legte die Akademie den Anwärtern nahe: 90 Sekunden Zeit  vom Gang auf die Bühne bis zum letzten „Thank You“ haben die Gewinner. Fast vier Stunden zog sich die Show 2018 hin; das Ziel diesmal: nicht länger als drei Stunden.

Pro Sieben überträgt in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 23.55 Uhr das Schaulaufen auf dem Roten Teppich, ab zwei Uhr die Preisverleihung.

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