Dichter, Mörder, Medienliebling: Der Spielfilm „Jack“ auf DVD

Saarbrücken · Es ist eine Biografie, die mehr nach Drehbuchkonstruktion denn nach realem Leben klingt - und doch gab es Jack Unterweger (1950-1994). Mit 24 erschlägt der Österreicher eine Frau, wird zu lebenslanger Haft verurteilt und beginnt in der Haft zu schreiben, wird als "Knastpoet" bekannt, gibt eine Literaturzeitschrift heraus und gewinnt prominente Fürsprecher in der Schriftsteller-Branche, die eine Petition für seine vorzeitige Entlassung unterschreiben: unter anderem Günter Grass, Elfriede Jelinek und Ernst Jandl. Nach 16 Jahren kommt Unterweger frei. Ein halbes Jahr nach seiner Entlassung beginnt eine Mordserie, deren Indizien auf Unterweger hinweisen; er flüchtet in die USA, wird gefasst, wegen neunfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt - und erhängt sich in der Nacht danach.

Aus dieser Biografie hat die österreichische Regisseurin Elisabeth Scharang den finsteren Film "Jack" gedreht; gesellschaftssatirische Momente hat "Jack", wenn Unterweger zum Liebling der Kulturschickeria wird, die sich an seiner finsteren Mörder-Aura ergötzt. Dabei gibt der Film nicht vor, Unterweger zu ergründen oder wissen zu können, ob er die neun Frauen tatsächlich ermordet hat oder nicht. Atmosphärisch dicht und gut besetzt ist der Film, mit Birgit Minichmayr als Journalistin und Corinna Harfouch als verheiratete Frau, die eine Affäre mit Unterweger beginnt. Das nachtschwarze Zentrum aber ist der Burgschauspieler Johannes Krisch, der Unterweger als animalischen Mann mit enormer Ausstrahlung spielt, ohne aber anziehend oder sympathisch zu sein. Er bleibt ein Rätsel in einem Film, der nicht so tut, als habe er es gelöst.

DVD erschienen bei Lighthouse Entertainment.

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