Wer hat das Sagen? Deutscher Pavillon bei Venedig-Biennale öffnet

Venedig (dpa) - Auf den ersten Blick ist da viel Deutsches: ein monumentales Gebäude, das an das „Dritte Reich“ erinnert, Dobermänner in einem Zwinger vor der Tür und der Titel „Faust“.

 Die Künstlerin Anne Imhof und Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Venedig. Foto: Felix Hörhager

Die Künstlerin Anne Imhof und Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Venedig. Foto: Felix Hörhager

Foto: Felix Hörhager

Venedig (dpa) - Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat den deutschen Pavillon auf der Kunst-Biennale in Venedig eröffnet und sich gegen nationale Abgrenzungen ausgesprochen. Kunst und Kultur müssten „Augen, Seelen und Hirne öffnen“, sagte der Vizekanzler am Mittwoch bei der Eröffnung.

Tendenzen zur Demonstration der nationalen Überlegenheit seien hochaktuell. „Wir erleben gerade, dass solche Gedanken Renaissance feiern. Nicht so stark in der Kunst, aber in Gesellschaft und ganz sicher in der Politik“, so der SPD-Politiker. Den deutschen Pavillon gestaltet in diesem Jahr die Frankfurter Künstlerin Anne Imhof.

Die 39-Jährige zeigt eine etwa fünf Stunden lange bedrückende Performance. Unter dem Titel „Faust“ spielt sie mit den Themen Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. Durch das monumentale Gebäude wurden dicke Glasböden gezogen, Hunde stehen in einem Zwinger vor dem Pavillon. Es gehe unter anderem um das Gefühl, in der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein oder nicht, sagte die Kuratorin Susanne Pfeffer vom Fridericianum in Kassel am Mittwoch vor der Eröffnung des Pavillons. Ein Team von etwa 40 Menschen ist an der Performance beteiligt.

Gabriel ging auch auf die Debatte um die deutsche Leitkultur ein. „Wir haben schon eine deutsche Leitkultur, das sind die ersten 20 Artikel der Verfassung.“ Andere Kulturen müssten respektiert werden. „Aber diese müssen sich in unserem Land im Rahmen der Verfassung bewegen.“

Die 57. Biennale, eine der wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, öffnet für das Publikum am Samstag. In der Hauptausstellung mit dem Motto „Viva Arte Viva“ sind rund 120 Künstler vertreten, darunter auch mehrere Deutsche. Hinzu kommen mehr als 80 nationale Pavillons.

Für Gesprächsstoff sorgte der deutsche Kulturmanager Martin Roth (57), der den Pavillon von Aserbaidschan kuratiert. Er verteidigte sein umstrittenes Engagement. „Natürlich weiß ich, dass Aserbaidschan eine autoritäre Diktatur ist“, sagte Roth in einem Interview der „Berliner Zeitung“. „Aber man muss es nicht bei jeder Gelegenheit sagen. Mir geht es um die Menschen, die dort leben.“ Der Pavillon von Aserbaidschan wird am Freitag offiziell eröffnet.

 Installation der Künstlerin Anne Imhof im Deutschen Pavillon in Venedig. Foto: Andrea Merola

Installation der Künstlerin Anne Imhof im Deutschen Pavillon in Venedig. Foto: Andrea Merola

Foto: Andrea Merola
 Hunde in einem Käfig vor dem Deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale 2017. Foto: Gaetan Bally

Hunde in einem Käfig vor dem Deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale 2017. Foto: Gaetan Bally

Foto: Gaetan Bally
 Besucher im Deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig. Foto: Gaetan Bally

Besucher im Deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig. Foto: Gaetan Bally

Foto: Gaetan Bally
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort