Der Unabhängige – Zum Tode von Ex-Stadtgaleriechef Bernd Schulz

Saarbrücken/Berlin · Zwei Adjektive kommen einem zeitgleich in den Sinn, denkt man an Bernd Schulz zurück: Unabhängig war er. Und damit auch unbequem; jenen vor allem, denen seine Unabhängigkeit zu weit ging. Für seine Stadtgalerie jedenfalls, dieses damals fast singuläre Laboratorium zeitgenössischer Kunst in Saarbrücken, dafür kämpfte er stets mit scharfen Argumenten. Wider politisches Reinreden wie gegen mögliche Vereinnahmung durch andere, größere Kunstinstitutionen.

 Bernd Schulz in einem „Atom Car“ von Kenji Yanobe. Die Ausstellung war 2000 in der Stadtgalerie zu sehen. FOTO: Uwe Bellhäuser

Bernd Schulz in einem „Atom Car“ von Kenji Yanobe. Die Ausstellung war 2000 in der Stadtgalerie zu sehen. FOTO: Uwe Bellhäuser

Bernd Schulz, der jetzt in Berlin gestorben ist, war der Vater der Statdtgalerie im Durchdenken wie dann im Tun als erster wie auch prägender Leiter: Von 1985 bis 2002 gab er die Linie vor. Und man schaute bundes-, ja europaweit hin. Wer Galerie mit Bildern an der Wand gleichsetzte, den überraschte Schulz mit Klangkunst, mit Performances. Aber auch aktuelle Kunst aus dem benachbarten Frankreich und Fotografie bestimmten das Angebot. Dabei war die so privilegiert im Herzen Saarbrückens agierende Stadtgalerie dank Schulz auch ein Ort des Diskurses, des kritischen Denkens. Für ihn war Streitbar-Sein eine Conditio humana.

Von Hause aus Forstwirt, wurde er zunächst Kultur-Journalist, stieg beim Saarländischen Rundfunk in den 70ern rasch auf. Doch Schulz, 1941 in Beckingen geboren, gab auch die wohldotierte Stellung aus Überzeugung auf, als - seinem Eindruck nach - der Einfluss der Politik überhand nahm. Zuvor hatte er aber bereits als Journalist und Moderator Grenzen überwunden. Für Hörfunk und Fernsehen brachte er Kultur und Wissenschaft in fruchtbare Auseinandersetzung. Und dies in Sendungen, die nicht wie heute in "Formate" gepresst waren.

Fast zwangsläufig, dass so jemandem auch die Vermittlung von Kunst viel bedeutete: Seit 1997 war Bernd Schulz Honorarprofessor an der hiesigen Hochschule der Bildenden Künste. Nach seiner Saarbrücker Zeit zog es ihn zunächst nach Kanada, bis er in Berlin heimisch wurde. Auch dort blieb er der Kunst treu, arbeitete in und für Galerien.

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