Interview zu „Planet der Affen: Survival“ Der Mann, der sich zum Affen macht

Schauspieler Andy Serkis über seine ganz besondere Arbeit an der „Planet der Affen“-Kinoreihe, deren Finale jetzt bei uns startet.

 Andy Serkis in "Planet der Affen"

Andy Serkis in "Planet der Affen"

Foto: Fox

Andy Serkis (53) ist der große Verwandlungskünstler von Hollywood. Er war das menschliche Vorbild des digitalen Gollum in der „Herr der Ringe“-Trilogie und im „Hobbit“ von Peter Jackson. Auch in dessen „King Kong“ diente Serkis als Bewegungsmodell des Riesenaffen. Dann folgte der Coup als Caesar in „Planet der Affen: Prevolution“ (2011), „Planet der Affen: Revolution“ (2014) und nun im dritten Streich „Planet der Affen: Survival“. Ein Gespräch mit dem Darsteller, dessen Mimik bekannter ist als sein Gesicht.

Man sollte meinen, dass Sie einer der wenigen Stars sind, die unbemerkt durch den Alltag spazieren können?

SERKIS Stimmt. Aber dennoch sprechen mich die Leute in der U-Bahn an und bitten darum, dass ich mit der Stimme von Gollum etwas sage. Das liegt daran, dass es mittlerweile viele „Making of“-Reportagen gibt, in denen ich ohne Maske zu sehen bin. Zudem gibt es ja auch Filme, in denen ich ganz normal auftrete.

Auf welche Figur werden Sie am meisten angesprochen?

SERKIS Viele fragen nach dem Affen Caesar, aber der Gollum bleibt nach wie vor der Spitzenreiter. Er ist mein Bild des Dorian Gray – das wird mich vermutlich bis zum Ende meines Lebens verfolgen.

Wo sehen Sie die heutige Aktualität dieses Fantasy-Klassikers? In den 60er Jahren gab es ja auch einige „Planet der Affen“-Filme.

SERKIS Der Film passt perfekt in unsere Zeit. Er erzählt, wie die Fähigkeit für Mitgefühl außer Kraft gesetzt wird. Es geht auch darum, was passiert, wenn man sein eigenes Volk wichtiger nimmt als alle anderen. Man will keine gemeinsame Lösungen für Probleme finden, sondern geht gezielt den Weg des Konfliktes. Die „Planet der Affen“-Filme hatten schon immer einen gesellschaftskritischen Anspruch, schon zu Anfang ging es deutlich um Bürgerrechte. Es eine starke Metapher: Affen reflektieren das menschliche Verhalten. Mir imponiert diese Verbindung aus Unterhaltung und gesellschaftlicher Kritik. Es passiert sehr selten, dass ein Blockbuster so etwas zu leisten vermag.

Wie ist das, wenn Sie sich digital verändert auf der Leinwand sehen? Wirkt das bisweilen befremdlich?

SERKIS Nein, ich habe mich längst daran gewöhnt, Kreaturen zu verkörpern und mich in deren Aussehen wiederzufinden. Hinzu kommt, dass ich den Caesar als Figur sehr liebe, mit ihm fühle ich mich ausgesprochen stark verbunden. Dieses Abenteuer gerät für Caesar zu einer Reise der Selbsterkenntnis. Bei diesem Film gab es für mich einige ziemlich dunkle Orte auszuloten.

Ist die Technik nicht ein Handicap für einen  Schauspieler?

SERKIS Ganz im Gegenteil. Bei den Original-Filmen der späten 1960er mussten die Darsteller Masken tragen, was es sehr schwierig machte, den Gesichtern lebendige Züge zu verleihen. Mit unserem „Motion Capture“-Verfahren ist das sehr viel einfacher. Die Kamera kann jede Nuance im Gesicht genau registrieren. Man benötigt keine übertrieben Gestik oder gar Pantomime, sondern kann Gefühle sehr präzise vermitteln.

Ist das Spiel mit der digitalen Maske leichter als ohne?

SERKIS Schauspiel ist nie einfach, schließlich geht es darum, eine Figur überzeugend darzustellen. Dazu bedarf es Handwerk, Arbeit, Verständnis und Vorbereitung. Es gibt also keinen Unterschied im schauspielerischen Prozess, ob ich nun ganz normal auftrete oder in einer Rolle im „Performance Motion“-Verfahren. Die besondere Herausforderung lag diesmal in der Sprache, weil Caesar sich diesmal mehr artikuliert. Da muss man die richtige Balance finden, damit aus dem echten Affen, der sprechen kann,  nicht ein plappernder Mensch im Affenkostüm wird.

Wie viele weitere Fortsetzungen vom „Planet der Affen“ wird es geben?

SERKIS 25! Nein, ich habe keine Ahnung. Wir lassen unklar, wohin die Reise der Affen gehen wird. Von der Story her besteht die Möglichkeit, dass man zum Anfang zurückkehrt, wo es tatsächlich diesen Planeten der Affen gibt. Wie lange das dauert, wissen wir nicht. Das hängt davon ab, wie groß der Appetit der Zuschauer auf solche Filme sein wird.

Sie leiten eine Spezialeffekt-Firma, die führend auf diesem Gebiet der Performance-Capture-Verfahren ist. Wie groß ist Ihre Kenntnis von Computern und Technologie?

SERKIS Ich bin natürlich kein Programmierer und wüsste auch nicht, wie man die Technik genau bedient. Aber ich weiß, wie sich die Technologie verwenden lässt. Wobei jedes Projekt seine ganz eigenen Vorgaben hat. Aktuell bereiten wir eine Adaption von George Orwells „Animal Farm“ vor. Parallel dazu entsteht „Jungle Book: Origins“, mit Benedict Cumberbatch, Cate Blanchett – und mir, der auch die Regie übernimmt. Das wird sehr viel düsterer als bei Disney.

 Vorher – nachher. Oben ist Andy Serkis zu sehen, mit Markierungen, die jede mimische Regung aufzeichnen. Die werden dann später mit einem am Computer erschaffenen Affen verbunden: Fertig ist die Figur Caesar, die im Film „Planet der Affen: Survival“ den (womöglich) letzten Freiheitskampf gegen eine bedrohliche Menschheit führt. In den USA wurde der Film, der Gesellschaftskritik mit Action-Kino verbindet, sehr gelobt.

Vorher – nachher. Oben ist Andy Serkis zu sehen, mit Markierungen, die jede mimische Regung aufzeichnen. Die werden dann später mit einem am Computer erschaffenen Affen verbunden: Fertig ist die Figur Caesar, die im Film „Planet der Affen: Survival“ den (womöglich) letzten Freiheitskampf gegen eine bedrohliche Menschheit führt. In den USA wurde der Film, der Gesellschaftskritik mit Action-Kino verbindet, sehr gelobt.

Foto: Fox
 Andy Serkis, mal ohne Maske oder Markierungen.

Andy Serkis, mal ohne Maske oder Markierungen.

Foto: John Russo/Twentieth Century Fox Film Corporation

Die Fragen stellte Dieter Oßwald.

„Planet der Affen: Survival“ startet morgen in vielen Kinos. Eine Kritik zum Film finden Sie morgen in unserer Beilage treff.region.

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