Der Industriemaler kehrt heim auf die Zeche

Landsweiler-Reden · Im ehemaligen Zechengebäude in Landsweiler-Reden sind zurzeit Bilder des Schiffweiler Malers Walter Bernstein zu sehen. Es ist die erste große Retrospektive für diesen Künstler, dessen Namen und Werk eine eigens gegründete Stiftung bekannter machen will.

 Eine Zechenlandschaft Walter Bernsteins. Foto: Kunstsammlung Saarland

Eine Zechenlandschaft Walter Bernsteins. Foto: Kunstsammlung Saarland

Foto: Kunstsammlung Saarland

,,Das hier ist keine Ausstellung, die ein Ergebnis zeigt - sie zeigt einen Start", sagt Ingeborg Besch. Die Kuratorin steht zwischen rund hundert Bildern eines Künstlers, von dessen Existenz noch vor wenigen Jahren kaum jemand wusste: Walter Bernstein. Heute widmet ihm die erst 2013 gegründete Bernstein-Förderstiftung zu seinem 115. Geburtstag die Ausstellung "Heimkehr" im ehemaligen Zechengebäude in Landsweiler-Reden. Man will ihn präsenter machen, den Künstler, dem das Schicksal die große Karriere versagte und der so bescheiden lebte und arbeitete, dass er glatt vergessen werden konnte. 1923 schreibt sich der gebürtige Neunkircher nach verschiedenen Ausbildungen an der Kunstschule Nürnberg ein, danach besucht er die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst und die Preußische Akademie der Künste in Berlin.

Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau, einer Berliner Tänzerin, wird er mit 38 Jahren zum Kriegsdienst einberufen. Danach kehrt er ins Saarland zurück und heiratet die Schiffweilerin Maria Zewe, Schwester des Bildhauers Otto Zewe. Der gemeinsame Sohn, Michael, stirbt 1980 nach langer Krankheit mit nur 32 Jahren. Drei Monate später, am 26. März 1981, stirbt Bernstein.

Die Schau vollzieht sein Leben nach, hangelt sich jedoch nicht an der Biographie entlang, sondern sucht inhaltliche Zusammenhänge. So begegnen einem gleich zu Beginn der Künstler und seine Familie - Maria, mit dem noch kleinen Michael, ebenso wie Jahre später entstandene Selbstporträts des gealterten Malers. In kubistisch inspirierten Ortsansichten und impressionistischen Szenen von Bauern auf dem Feld wird sein künstlerisches Niveau deutlich. Besonders eindrucksvoll und "typisch Bernstein" aber sind die großformatigen Industriebilder, die einen Großteil seines Oeuvres ausmachen. Für seine Studien fuhr er wochenlang in die Grube Kohlwald ein oder beobachtete Arbeiter im Neunkircher Hüttenwerk. Den riesigen Anlagen wie auch den Menschen verleiht Bernstein etwas Eindringliches. Klar und kantig geführte Linien stechen aus diffusen Flächen hervor, kontrastreiche Farben intensivieren sich gegenseitig.

Die gezeigten Bilder stammen hauptsächlich aus Sammlungen von Gemeinde, Landkreis, Land und Unternehmen, viele weitere sind in Privatbesitz und der Stiftung noch gar nicht bekannt. Deshalb betreibt man einen regen Austausch mit den Zeitzeugen der Umgebung. Ein Werkverzeichnis anlegen und erforschen, das ist das Ziel der Förderstiftung für die nächsten Jahre. "Es wird viel in ihn investiert, aber es lohnt sich", so Besch.

Begleitend zu Bernstein werden Werke von Johannes von Stumm gezeigt, dem Erben der Neunkircher Industriellen-Familie. Er hämmert, schweißt und schleift Skulpturen aus Stahl, Stein, Glas und weiteren Materialien. Außerdem zeigen die zehn Nominierten des im Juni verliehenen ersten Bernstein-Kunstpreises, Künstler der Region, eine Auswahl ihrer Werke.

Läuft bis 31. Juli. Geöffnet

Di-So: 14 bis 19 Uhr.

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