„Der geheime Roman des Monsieur Pick“ im Heimkino Der glühende Liebesroman aus dem Pizza-Ofen

Saarbrücken · Der französische Film „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ ist ein großes Vergnügen – und eine sanfte Satire auf den Hochkultur-Literaturbetrieb.

 Dem Rätsel auf der Spur: der Kritiker (Fabrice Luchini) und die Tochter des eventuellen Bestseller-Autors (Camille Cottin).

Dem Rätsel auf der Spur: der Kritiker (Fabrice Luchini) und die Tochter des eventuellen Bestseller-Autors (Camille Cottin).

Foto: Neue Visionen

Sie ist ja auch sooo schön, diese Geschichte – jedenfalls aus Sicht des Verlags-Marketings: Ein junge Lektorin aus Paris stößt in der Bretagne auf eine Bibliothek, die in einem staubigen Hinterzimmer ausschließlich Buch-Manuskripte beherbergt, die von Verlagen schnöde abgelehnt und nie veröffentlich wurden. Ein Werk fällt der Lektorin besonders ins Auge, sie bringt es heraus, der glühende Liebesroman wird zum Bestseller und Phänomen – befeuert auch durch die etwas skurrile Autorenschaft: Geschrieben hat das Buch anscheinend ein bretonischer Pizzabäcker namens Henri Pick, der seit zwei Jahren tot ist und bei dem Witwe und Tochter nie auch nur einen Hauch der literarischen Ambition bemerkt haben. Ein unerkanntes Genie aus der Provinz? Dem zwischen Teigrolle und Pizza-Ofen der große Wurf gelang?

Das jedenfalls ist die Ausgangslage des französischen Films „Der geheime Roman des Monsieur Pick“, einer sanften, sehr vergnüglichen  Satire auf die Buchbranche. Die literarische Welt ist im Film hingerissen von der scheinbaren Pizzeria-Genese des Buchs –  bis auf einen Hochkultur-Miesepeter: Für den renommierten Literaturkritiker Jean-Michel Rouche ist diese Geschichte einfach zu schön, um wahr zu sein. Dies tut er auch in seiner TV-Sendung kund und lässt des Pizzabäckers Witwe und Tochter wie Betrugsverdächtige vom flachen Land aussehen. Sehr uncharmant und durchaus mit Folgen: Der Sender kündigt ihm den Vertrag, seine Gattin die Ehe – wer so prosaisch ist, dass er an der herzerwärmenden Geschichte zweifelt, mit dem möchte sie ihr Leben nicht mehr teilen. Dem Ent- und Verlassenen bleibt nur noch eines – Beweise für seine These zu finden und damit von der Hochkultur und der Gattin rehabilitiert zu werden. Er macht sich auf in die Bretagne.

Zu diesem Zeitpunkt kann man sich als Zuschauer des Films  ein wenig Sorgen machen, denn Klischees der Wohlfühlkomödie würden sich hier geradezu aufdrängen: Der schnöselige Pariser Hochkulturkritiker landet in der Bretagne, wird dort vom bodenständigen Milieu nochmal geerdet – und die alleinerziehende Tochter des Pizzabäckers, ihm erstmal in herzlicher Antipathie verbunden, ist ja auch noch da. Wie schön und gut, dass das Drehbuch von Rémi Besanzon (auch Regie) und Vanessa Portal (nach einem Roman von David Foenkinos) da doch einen anderen Weg einschlägt – in Richtung komödiantischer Detektivgeschichte: Der Kritiker, beäugt von der Tochter des Pizzabäckers, ermittelt im Kreis der Verdächtigen: Hat vielleicht die junge Lektorin selbst zur Feder gegriffen? Oder deren Vater? Vielleicht ihr literarisch nur mäßig erfolgreicher Lebensgefährte? Oder führt die Spur zurück in die Bibliothek der ignorierten Manuskripte?

Leichten Fußes schlendert der Film der Lösung des Rätsels entgegen, die gar nicht mal so bedeutend ist. Der Weg dahin ist wichtiger, mit kleinen Spitzen gegen den Literaturbetrieb, mit einer Liebeserklärung an die Literatur (mitsamt einer Parodie auf den Sprachstil von Marguerite Duras) und einer famosen Besetzung: Fabrice Luchini als leicht schnöseliger Kritiker, Camille Cottin als skeptische, manchmal harsche Bretonin – und Hanna Schygulla ist in einer allzu kurzen Szene auch dabei. Die Satire auf die Hochkultur ist eher milde denn ätzend, es bleibt vorwiegend heiter, und Luchini und Cottin schaut man nur zu gerne zu.

Vor ein paar Jahren hatten die beiden schon einmal eine filmische Verbindung: In der exzellenten Serie „Call my Agent!“ (zurzeit in der ARD-Mediathek) über Irrungen und Wirrungen in einer Pariser Schauspielagentur spielte Cottin eine Agentin, Luchini eine satirische Version seiner selbst – in der Serie wünscht sich der Feingeist-Edelmime nichts lieber, als mal den Schurken bei James Bond zu geben.

„Der geheime Roman des Monsieur Pick“ ist als Bluray, DVD und Download bei Neue Visionen erschienen.

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