Der Entlassene kommt zurück: Neues im Trierer Theaterstreit

Trier · Das Theater Trier hat in der Spielzeit 2015/2016 mit 79 452 Zuschauern 19 Prozent weniger Zuschauer gezählt als in vorigen Saison, teilte die Stadt gestern mit. Und die Querelen gehen weiter.

Der vor drei Monaten fristlos entlassene Trierer Schauspielchef Ulf Frötzschner kehrt noch im September an das dortige Stadttheater zurück. Das hat Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) entschieden und sich damit über Wünsche seines in Dauerkritik stehenden Intendanten Karl Sibelius hinweggesetzt. Sibelius hatte zuvor erklärt, das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Frötzschner sei irreparabel gestört. Der erst seit einem Jahr amtierende Intendant, dessen Vertrag die Stadt Ende Juli zu reduzierten Bezügen um vier Jahre verlängert hatte, soll inzwischen mit der Rückkehr des von ihm geschassten Schauspielchefs einverstanden sein.

Eine von Sibelius zuvor favorisierte und Frötzschner offenbar eigenmächtig ohne Kenntnis der Stadtoberen vorgeschlagene Abfindung wäre die Kommune merklich teurer gekommen als Frötzschners Wiederbeschäftigung, argumentierte OB Leibe. Frötzschner hatte gegen seine Entlassung vor dem Bühnenschiedsgericht erfolgreich geklagt und anschließend vorgeschlagen, für eine Spielzeit an das Theater zurückzukehren und es zur Saison 2017/18 mit einer Abfindung in Höhe von 50 000 Euro vorzeitig zu verlassen. So soll es nun kommen.

Immer mehr in Bedrängnis gerät derweil Kulturdezernent Thomas Egger (SPD), der die Probleme am Theater nicht in den Griff bekommt - angefangen von dem dort in der zurückliegenden Spielzeit aufgelaufenen Defizit von 1,3 Millionen Euro über abgesagte Stücke (erst ein Nero-Spektakel, dann eine geplante Uraufführung unter dem Titel "Die rote Wand"). Im Zusammenhang mit der Absage des letzteren Stücks, das den ungeklärten Tod der Trierer Studentin Tanja Gräff zum Ausgang nimmt, war Frötzschner zu Fall gekommen, weil er angeblich nicht die Einwilligung der Mutter der Verstorbenen eingeholt hatte.

Kulturdezernent Egger hatte bei alledem keine gute Figur gemacht. Intendant Sibelius soll im Oktober ein kaufmännischer Geschäftsführer an die Seite gestellt werden. Dass die Stadtspitze (damals einstimmig mitgetragen vom Rat der Stadt) ihn erst vor Jahresfrist in einer Doppelfunktion als Intendant und Geschäftsführer ans Theater geholt hatte, um die Stelle eines Verwaltungsdirektors einzusparen - das blenden die Verwaltung und ihr Oberbürgermeister inzwischen gerne aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort