Jeremy Bulloch aus „Star Wars“ gestorben Der Kopf im Helm von Boba Fett

Saarbrücken · Die Doku „Elstree 1976“ erzählt von den „Star Wars“-Statisten und -Kleindarstellern - auch von Jeremy Bulloch, dem Darsteller von „Boba Fett“, der jetzt gestorben ist.

 Besuch in der Pfalz: Jeremy Bulloch, der Darsteller von Boba Fett, war 2014 im Technik Museum in Speyer zu Gast.

Besuch in der Pfalz: Jeremy Bulloch, der Darsteller von Boba Fett, war 2014 im Technik Museum in Speyer zu Gast.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Die Welt ist eben ungerecht. „Mein Gesicht war immerhin im Film zu sehen“, wundert sich Schauspieler Angus MacInnes, „aber er hingegen hatte doch einen Eimer über dem Kopf.“ Warum also ist Jeremy Bulloch, der in „Star Wars“ den maskierten Kopfgeldjäger Boba Fett spielte und nie sein Gesicht zeigte, bei den lukrativen Fan-Conventions beliebter als MacInnes, der immerhin einen todesmutigen Piloten auf der Seite der Guten spielte?

MacInnes versteht es nicht, hat es aber wohl akzeptiert. Das ist das Thema der Doku „Elstree 1976“ (benannt nach dem Studio nahe London, wo der Film enstand): Wie gehen die Kleinstdarsteller und Statisten damit um, zwar Teil des Phänomens „Star Wars“ zu sein, aber dennoch nur, wenn überhaupt, ein kleines Licht am Kinofirmament?

 Eine Uniform der bösen Sturmtruppen aus „Star Wars“. 1976 entstanden die Atelier-Aufnahmen in den Londoner Elstree Studios.  

Eine Uniform der bösen Sturmtruppen aus „Star Wars“. 1976 entstanden die Atelier-Aufnahmen in den Londoner Elstree Studios.  

Foto: Busch Media Group

Wer bei „Elstree 1976“ auf Anekdoten hofft, wie es damals so war mit Harrison Ford oder Alec Guinness, der wird  enttäuscht sein: Dies ist kein nostalgieseliger „Star Wars“-Fan-Film. Zwar gibt es Erinnerungen etwa an die bizarre Schauspielerführung seitens Regisseur George Lucas, der zu einem Darsteller sagt, er solle einen Außerirdischen einfach so spielen, wie die im Kino halt so gespielt werden. Vielmehr geht es Regisseur Jon Spira um wendungsreiche Biografien, um enttäuschte Lebensträume, mal um spätes Glück, mal um konstantes Pech. Entsprechend bittersüß und melancholisch ist dieser Film, der bei uns jetzt auf DVD erscheint.

Da ist etwa Darsteller Paul Blake, der einst in giftgrüner Gummimaske einen Außerirdischen namens Greedo spielte, den Harrison Ford umgehend erschoss. „Macbeth“ habe er am Theater gespielt, aber auf seinem Grabstein werde wohl „Hier liegt Greedo“ stehen, vermutet Blake und sagt, das wäre ja auch wundervoll; nur glaubt man ihm das nicht so ganz. Darsteller/Musiker Laurie Goode nimmt für sich in Anspruch, jener „Star Wars“-Soldat gewesen zu sein, der in einer Szene versehentlich mit dem Kopf gegen eine Schleuse läuft. Er erzählt von jahrelanger Valium-Abhängigkeit und davon, dass er ein großes, ein ganz großes Buch/Drehbuch in der Schublade hat. Er kann einem leid tun. (Autogramme kann man bei ihm übrigens für 15 Pfund bestellen). Der bekannteste Darsteller in der Doku ist David Prowse, der dem bösen Darth Vader zumindest die Statur lieh, aber nicht die Stimme – er wurde synchronisiert. Prowse hat sich öffentlich über mangelnde Gewinnbeteiligung beklagt – heute ist er beim „Star Wars“-Rechte­inhaber Disney persona non grata.

Bei den Fan-Conventions kommen sie alle zusammen, geben gegen Honorar Autogramme, manche verdienen hier gutes Geld: Sie habe nun zum ersten Mal ein eigenes Haus, sagt eine Kleindarstellerin, die kurz in einer „Star Wars“-Kantinenszene auftrat; ein anderer Statist erträgt die Conventions nicht lange. Zu absurd sei  es, angehimmelt zu werden für die Arbeit eines einzigen Drehtages vor 41 Jahren. Auch gebe es hier eine schmerzhafte Hierarchie zwischen den Darstellern mit einem Satz Dialog und denen ganz ohne. So sagt selbst Prowse, der Vermummte und Nachsynchronisierte, über die dialoglosen Kollegen: „Das sind doch nur Kleiderständer“, als wäre es eine andere Kaste.

Entwaffnend pragmatisch sah es Jeremy Bulloch alias Boba Fett, der  jetzt im Alter von 75 Jahren gestorben ist. Er nahm immer mindestens 25 Buntstifte für das Signieren von Fotos mit und nannte das Ganze einen „einvernehmlichen Austausch von Gefälligkeiten“. Es scheint im Film, als habe ihn die Zuneigung bei den Conventions für den Alltag eines alternden Schauspielers gestählt. Er trat ansonsten vor allem in Werbespots auf.

„Elstree 1976“ ist auf DVD/Blu-ray bei Busch Media Group erschienen.

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