Delikates und ein Schwergewicht: Das 2. SR-Studiokonzert

Saarbrücken · Das 2. SR-Studiokonzert lud am Freitag zu einer "Entdeckungsreise" in den Sendesaal auf dem Halberg, mit Raritäten und einer Neuentdeckung. Ferruccio Busonis "Lustspiel-Ouvertüre", burlesk-charmante Weiterentwicklung Mendelsohnscher Leichtigkeit und Bachscher Kontrapunktik, stellte die Deutsche Radio Philharmonie unter dem akkuraten Dirigat von Christoph-Mathias Mueller lebendig vor. Waren die Streicher anfangs noch etwas unflexibel, fanden die Instrumentengruppen bald zueinander und zu heiterer Grundstimmung. Der 1913 in Köln geborene, deutsch-jüdische Komponist und Doktor der Psychologie Werner Wolf Glaser emigrierte 1933 nach Dänemark und später Schweden. Er starb 2006 und hinterließ ein umfangreiches Werk. Darunter ein "Concertino für Violine und Orchester", das nun seine Uraufführung fand. Der Geiger Kolja Lessing hob das kurze Werk feinfühlig und mit rhythmischer Delikatesse aus der Taufe. Hindemiths Tonsprache ist erkennbar, doch Glaser entwickelt auch eigenen Stil. Die Konzertsäle wird das Werk wohl nicht erobern. Das mag auch für eine Adagissimo-Aria von Max Reger gelten, einer sanften, an Bachs "Air" erinnernde Miniatur. Der ewig Getriebene hält inne und zwingt zum Zuhören. Für den Beifall bedankte sich Lessing mit dem lebhaften "Präludium" aus Bachs 3. Partita für Violine solo.

Höhepunkt wurde ein Schwergewicht: Arnold Schönbergs Orchestrierung des Klavierquartetts g-moll von Johannes Brahms, die alle Orchester-Möglichkeiten ausschöpft. Bei aller Verdichtung wäre mehr Differenzierung der Stimmenvielfalt von Vorteil gewesen; der Dirigent ließ das Orchester recht pauschal auftrumpfen bis hin zum finalen "alla zingarese", mit überbordender Musizierlust an der brahms-typischen Melodik und Harmonik. Ein rauschhafter Ausklang.

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