Saarlandmuseum Das neue Museum erwacht zum Leben

Saarbrücken · Im November wird die erweiterte Moderne Galerie mit zeitgenösssicher Kunst wiedereröffnet. Doch wie geht es dann weiter?

 Blick in einen der acht Ausstellungsräume im Anbau.

Blick in einen der acht Ausstellungsräume im Anbau.

Am 18. November beginnt das Herz der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz wieder zu schlagen. An diesem Tag wird die Saarbrücker Moderne Galerie samt ihrem Erweiterungsbau nach Jahren der Bau-Pannen und Stiftungs-Affären wiedereröffnet (die SZ berichtete). Damit vollendet sich das ehrgeizigste, bedeutendste und zugleich skandalträchtigste kulturpolitische Unternehmen der vergangenen 40 Jahre im Saarland. Da müsste Musik sein, Trommeln und Trompeten, spätestens jetzt. Bereits seit Monaten vermisst man eine durchschlagende Werbekampagne der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz für diesen historischen Moment. Nun drängt die Zeit, um die Bürger auf etwas einzustimmen, auf was sie nach Jahren des Stimmungstiefs kaum vorbereitet sind: auf Begeisterung. Darauf, "welch ein großartiges Museum wir bekommen", so die Formulierung von Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD), dem Kurator der Stiftung, gestern gegenüber Journalisten. Stiftungsvorstand Roland Mönig sprach von "unglaublichen Qualitäten der Architektur", von der "landschaftlichen Befreiung" sowohl des Altbestandes, des denkmalgeschützten Schönecker--Baus, wie auch der benachbarten Musikhochschule. Und ja, es gibt Grund zur Freude. Denn eines lässt sich bereits jetzt, unabhängig von architekturkritischen Debatten und Geschmacksfragen, sagen: Das Saarland bekommt ein Museumsquartier, das ob seiner Dimension den Namen großstädtisch verdient. Der Künstler Michael Riedel hat Platz und Fassade als bedrucktes Platten-Kunstwerk konzipiert, in gigantischer Dimension: rund 4000 Quadratmeter nimmt es ein. 1500 Quadratmeter Zugewinn an Ausstellungsfläche bringt die Erweiterung, 39 Millionen Euro kostet sie, samt Umfeldgestaltung.

Gestern gab das Stiftungs-Kuratorium grünes Licht für den Countdown, der am 17. und 18. Juni auch eine sogenannte Leer-Eröffnung vorsieht. Die Kunst hängt dann zwar noch nicht, aber der Innenausbau ist abgeschlossen. Wie sieht der aus? Überall strahlendes Weiß, edles Holz im Museumsshop, im Café, in der Garderobe. Der Boden aus grau schimmerndem Gussasphalt erinnert an Naturstein, er fließt fugenlos durch alle Räume, die, da ohne Türen, tatsächlich den Parcours-Sog entwickeln, den die Berliner Architekten Kuehn Malvezzi zu erzeugen versprachen. Das im Museumsbau erfahrene Büro übernahm vor vier Jahren das gestoppte Saarbrücker Projekt und überarbeitete die Ursprungs pläne. Ihr Haupt-, ja ihr Genie-Kniff dabei: Sie verlegten den Eingang wieder an die alte Stelle zurück. Das bekannte Foyer übernimmt dadurch eine Drehscheiben- und Verzahnungsfunktion für die verschiedenen Museums-Flügel. Die acht neuen Räume, die sich in Volumen, Höhe und Zuschnitt extrem unterscheiden, bieten bereits unbespielt viel Dynamik und Abwechslung.

Doch nicht nur die Architektur war gestern Kuratoriums-Thema, auch das Programm 2018, das auf die Eröffnungsphase folgt. Wie berichtet werden zunächst den Künstlern Pae White und Michael Riedel Räume zur Bespielung überlassen, das verspricht Ungewohntes. Danach folgt das erste Programm, mit dem sich die Saarbrücker Moderne Galerie neu in der Kunstwelt und in der Großregion verankern will. Der erste Fußabdruck also, der die Profilierungs-Richtung weist. Was lässt sich ablesen? Provokantes, Revolutionäres, Verrücktes fällt flach. Mönig folgt den Fährten, die er bereits selbst gelegt hat.

Er betont die Stärken der Sammlung (Grafik der "Brücke"-Maler) und fördert heutige Fotografie und die Beschäftigung mit Architektur-Themen. Dafür steht Hans Christian Schink. Außerdem stöbert er nach ungehobenen regionalen Schätzen, zeigt Thomas Meier-Castel, einen in Blieskastel geborenen, 2008 verstorbenen, sehr innovativen Grafiker. Und schließlich ist da noch der Frankreich-Schwerpunkt. Unter dem Titel "Slevogt und Frankreich" stellt Mönig Werken des deutschen Impressionisten Max Slevogt aus den eigenen reichen Beständen Leihgaben etwa von Manet, Renoir, Cézanne gegenüber.

Das könnte dann mal ein Fest werden fürs Massenpublikum. Mancher mag dann Mönig folgen, der gestern gegenüber der SZ im Rückblick auf seine ersten Vorstandsjahre sagte: "Ich habe gelernt, die Baustelle zu lieben."

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 Der Platz zwischen den beiden Flügeln der neuen Modernen Galerie mit der Schrift der Riedel-Installation, die sich an der Fassade fortsetzt. Fotos: Iris Maurer

Der Platz zwischen den beiden Flügeln der neuen Modernen Galerie mit der Schrift der Riedel-Installation, die sich an der Fassade fortsetzt. Fotos: Iris Maurer

Ausstellungen 2018 Auf die Eröffnungsphase mit den zeitgenössichen Künstlern Pae White und Michael Riedel folgen: "Die "Brücke" - Grafische Arbeiten aus dem Saarlandmuseum (17.3. bis 27. 5.), Thomas Meier-Castel. Große Radierungen (7.4. bis 5. August), Hans Christian Schink. Gegenwartsfotografie (27. 4. bis 5. 8.) Slevogt und Frankreich (1. 9. bis 13.1.2019).

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