Konzert in Neunkirchen „Das geilste Publikum der Welt“

Neunkirchen · Frank Nimsgern hat seinen „Rock Musical Circus“ in die ausverkaufte Gebläsehalle in Neunkirchen gebracht.

 Frank Nimsgern

Frank Nimsgern

Foto: FN productions

Das Konzert beginnt wie ein Überfall. Frank Nimsgern betritt mit seiner dreiköpfigen Band und Sascha Di Caprio, bekannt aus der Saarbrücker „Paradise of Pain“-Produktion von 2015, die Bühne. Er legt los mit einem rockigen Stück aus seinem „Fantasma“ und gibt alles an seiner Gitarre. „Das geilste Publikum der Welt“ – wie Sascha Di Caprio die Neunkircher Gäste begrüßt – soll sofort frenetisch einsteigen, wirkt aber zunächst überfordert. Das wird sich im Laufe des Abends ändern.

Nimsgern hat eine Revue aus seinen Musical-Highlights, Akrobatik-Nummern und einigen krachenden Welthits von Queen, Chaka Khan (bei ihr war er vor über 20 Jahren Musical Director) und sogar AC/DC (eine grandiose letzte Zugabe mit  Di Capri am Mikro) zusammengestellt. Dazu laufen jeweils Videoclips mit Zusammenschnitten der Produktionen, darunter „Paradise of Pain“ am Staatstheater von 2015, der aktuellen „Ring“-Produktion in Hof oder „Elements“, der Erfolgs-Revue, mit der der Berliner Friedrichstadt-Palast 1999 wiedereröffnet wurde. Der „Ring“ werde 2018 im Süddeutschen Raum neu produziert, kündigt Nimsgern an – ohne jedoch zu verraten wo.

Bis auf den unglaublichen Handstand-Akrobaten Daniel Rosetti aus Mailand sind die Zirkusnummern – Seilakrobatik und Hula Hoop-Körperkunst – nicht wirklich spektakulär. Der ganze Abend wirkt in seiner Dramaturgie eher zusammengestückelt, es fehlt ein roter Faden. Und Frank Nimsgern erzählt freimütig, dass man nur einmal geprobt habe. Noch dazu hatte Sängerin Patricia Meeden kurz vorher abgesagt. Für sie ist Inga Strothmüller eingesprungen, die in Dortmund das Hansa-Theater betreibt. Ein Glücksfall – und eine mehr als würdige Vertretung. Sie liefert eine professionelle Show ab, begeistert mit ihrer Stimme und Ausstrahlung.

Auch wenn der rote Faden fehlt, der Musik tut das keinen Abbruch. Band wie Solisten sind erstklassig. Und das Publikum – viele treue Nimsgern-Fans darunter – scheint  glücklich, denn es erlebt ein „Best of-Frank“ und einen Komponisten, der als Gitarrist und am Flügel überzeugt. Nimsgern spielt seine Hits aus „Paradise of Pain“, „SnoWhite“ und „Qi“. Mit Chris Murray, der den Zwerg Alberich im Hofer „Ring“ singt, gelingen wunderschöne Balladen, aber auch fetzige, manchmal allerdings bis zur Schmerzgrenze dröhnend laute Rock-Songs. Schade, dass gleich zweimal lobende Kritiken diverser Medien mit den Videoclips eingeblendet werden. Als müsste das Publikum noch überzeugt werden. Das gibt der Revue den Anstrich einer Werbeveranstaltung. Verzichtbar gewesen wäre auch die letzte Akrobatik-Nummer – Veselka turnt an einem wackeligen Laternenmast herum – zu „Who wants to live forever“ von Queen.

Als Konzert ohne viel Firlefanz hätte der Abend auch ohne diese zirzensischen Einlagen getragen. Mit Klassikern zum Mitsingen wie „Superstitious“, „Sex Machine“ und „Highway to hell“ geht der „Rock Musical Circus“ zu Ende. Da stehen die Fans bereits und klatschen.

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