CD-Besprechung Das neue Album von „An Erminig“ erzählt von Hexen und Liebe
Saarbrücken · Zurück zu den Wurzeln: Wer sich historische bretonische Lieder und Balladen in Kombination mit der zeitlos ausgelassenen Stimmung eines traditionellen Tanzfestes ins heimische Wohnzimmer holen will, ist mit dem neuen und nunmehr fünften Album von „An Erminig“ gut beraten: Auf „Plomadeg“ greifen die Hermeline in Quintett-Besetzung die Tradition der fahrenden keltischen Sänger und Erzähler auf, die in früheren Zeiten in der Bretagne oder in Galicien von Dorf zu Dorf zogen, um der Landbevölkerung allerlei Begebenheiten und Geschichten zu erzählen – wahre und erfundene, von Hexen, Liebe und Verbrechen.
Das Titellied „Plomadeg“ etwa handelt vom Abflämmen der Felder nach der Ernte und dem jeweils anschließenden (Tanz-)Fest – bei einem dieser Feste sollen der Überlieferung nach in dem kleinen Ort Kerlosket 18 Festgäste an verdorbener Buttermilch gestorben sein. Eine andere Legende erzählt von Naia Kermadec, der „Hexe von Rochefort en Terre“. Melancholisches, Trauriges und Sagenhaftes hat also auf dieser mit typischem Instrumentarium (unter anderem Flöte, Harfe, Bombarde, Akkordeon, Dudelsack, Geige und Drehleier) authentisch und ansprechend arrangierten CD ebenso Raum wie Heiteres zu mitreißenden Rhythmen.
Bei typisch redundanten Passagen auf der CD kann man sich in Trance tanzen, und überproduziert ist die Scheibe auch nicht: Dank entspannter Intonation und flexibler Tempogestaltung bleibt ein lebendiger Konzert-Charakter bewahrt. Plomadeg ist außerdem eine Hommage an den Sänger Yann Fanch Kemener, der im Frühjahr vergangenen Jahres verstarb. Über vier Jahrzehnte lang war Kemener die Stimme der Bretagne: Als unermüdlicher Sammler zog er über die Dörfer, um wie kein anderer traditionelles bretonischsprachiges Liedgut zu sammeln, zu pflegen, es mit seinem markantem Timbre zu interpretieren und es mit zahlreichen Büchern, Tonträgern und Konzerten einer internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kemener wirkte auch als Lehrer und Mentor für An Erminig und unterstützte sie bei der Arbeit an ihrer neuen CD – „Plomadeg“ trägt daher sicherlich auch seine Handschrift.
„Plomadeg“ ist eine Eigenproduktion von An Erminig. Aufnahme/Mischung: Sound Factory; Vertrieb: Leico-Music. www.an-erminig.de
