Deutsche Radio Philharmonie Bruckner und Strauss zu Ehren Skrowaczewskis

Saarbrücken · (fa) Stanislaw Skrowaczewski „in memoriam“ war die 1.Soirée der Deutschen Radio Philharmonie am Freitag gewidmet. Der im Frühjahr verstorbene Ehrendirigent des Orchesters, liebevoll „Skrowa“ genannt, sollte sie selbst dirigieren. Nun hatte Chefdirigent Pietari Inkinen das Programm übernommen. Zwei gewichtige Werke, die „Metamorphosen“ von Richard Strauss und Anton Bruckners „9. Sinfonie“ sind als Resumée langer Künstlerleben zu verstehen.

Den „Widerschein meines ganzen vergangenen Lebens“ vertraute Strauss 23 Solostreichern an, die in wechselnden Gruppierungen feine Gespinste polyphoner Gedanken bewegen. Inkinen nahm das „non troppo“ der Adagio-Vorschrift ernst, führte zügig. Statt kammermusikalischer Transparenz bevorzugte er pastose Verdichtung, gab so dieser „Studie“ Gewicht und Dunkelheit.

„Dem lieben Gott“ hat Bruckner seine unvollendete „Neunte“ gewidmet. Scrowaczewski kann wohl in die Phalanx großer Bruckner-Dirigenten wie Jochum oder Celebidache eingereiht werden. Eine große Aufgabe für den jungen Finnen Inkinen, hier anzuknüpfen. Mag sein, dass sein ökonomischer Dirigierstil nicht jeden Bläsereinsatz, jedes Streicherpizzicato gemeinsam werden ließ. An der individuellen Intonation der Violinen in schwierig-hohen Lagen wird der Geiger Inkinen sicher noch arbeiten. Bemerkenswert die klangliche Verbesserung durch die „Wiener“ Sitzordnung mit den Bässen hinter den Blechbläsern. Bemerkenswert auch die klangschönen Solo- und Tutti­Leistungen aller Instrumentengruppen, die rhythmische Präzision, das Gelingen von Spannung. Besonders der Finalsatz erfordert einen schier endlosen musikalischen Atem, seine Zerrissenheit ist Problem und Chance zugleich. Ob kühle Disposition und schlankes Dirigat eine Lösung sein können? Skrowa hätte da gebrannt. Es war ein Abend großer musikalischer Gesten, ein viel versprechendes Eintauchen in eine süddeutsch-österreichische, gottgläubige Gefühlswelt.

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