Musik Instrumentenbauer kritisieren Politik für Musik-Ignoranz

Wiesbaden · Auch Deutschlands Hersteller und Händler von Musikinstrumenten leiden unter Corona. Mit 30 Prozent Umsatzeinbußen rechnet der Bundesverband der deutschen Musikinstrumentenhersteller.

„Insgesamt hat es die Branche hart getroffen“, sagte Geschäftsführer Winfried Baumbach. Große Orchester und viele Berufsmusiker hätten zuletzt kaum Auftritte gehabt. Dazu komme, dass Musikschulen geschlossen wurden und in den Schulen der Musikunterricht vielerorts weggefallen sei. „Deshalb waren die Anreize, sich ein neues Instrument zu kaufen, eher gering.“

Auch beim Export gab es laut Geschäftsführer große Einbrüche. Der Begriff „Made in Germany“ habe beim Instrumentenbau zwar weiterhin weltweite Strahlkraft. „Über 60 Prozent der Gesamtumsätze – 2019 waren es 63,8 Prozent – aller hier produzierten Musikinstrumente gehen in den Export.“ Dieses Geschäft habe wegen der Reisebeschränkungen und ausfallender Transportkapazitäten aber stark gelitten. Auch viele Musikmessen und Branchentreffen in zahlreichen Ländern seien ausgefallen – mit negativen Konsequenzen für das Geschäft.

Baumbach widersprach Behauptungen, nach denen Instrumente in der Corona-Pandemie eine Gefahr bedeuteten: „Sie sind nach neuen Studien keine Virenschleudern.“ Einzig bei der Querflöte und manchen Holzblasinstrumenten gebe es Probleme wegen der Strömungsverhältnisse. „Bei den Bläsern reichen nach jetzigen Erkenntnissen 1,5 Meter Abstand, mehr nicht.“ Trompeter etwa verursachten deutlich weniger Luftverwirbelungen als gemeinhin vermutet.

Heftige Kritik äußerte der Geschäftsführer an der Politik. Viele Bundesländer hätten die Ansprüche an Musikunterricht in den Grund- und weiterführenden Schulen ziemlich heruntergeschraubt. „Zwar hat das Musizieren bei Jugendlichen laut Jugendstudien zuletzt deutlich an Beliebtheit gewonnen, doch was nutzt der Wunsch, wenn er nicht umgesetzt werden kann?“ In den Schulen hätten die Mädchen und Jungen kaum Chancen, ein Instrument zu lernen. „Da müssen schon die Eltern Engagement zeigen und Geld erübrigen, damit die Kinder ein Instrument kaufen und privat Musikunterricht nehmen können.“

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