Berlinale: Nina Hoss und die Frage „Was wäre, wenn?“

Berlin · Die große, verflossene Liebe der Vergangenheit - manchmal wird man sie nicht los. Was wäre, wenn man damals nicht getrennte Wege gegangen wäre? Wie anders wäre das Leben verlaufen? Auch Volker Schlöndorff beschäftigt solch eine Geschichte offenbar nachwirkend, denn mit "Rückkehr nach Montauk" hat er daraus jetzt einen Film gemacht, der nach jahrelanger Entstehungsgeschichte gestern im Berlinale-Wettbewerb Premiere feierte.

Stellan Skarsgård spielt den Schriftsteller Max Zorn, der für Lesungen seines neuen Romans nach New York fährt. Dort sucht er nach vielen Jahren den Kontakt zu Rebecca (Nina Hoss), die inzwischen eine erfolgreiche Anwältin ist. Zusammen fahren sie ans Ende von Long Island, nach Montauk, einem Ort, den sie mit ihrer gemeinsamen Zeit verbinden.

Nachdem Schlöndorff vor 26 Jahren den Roman "Homo Faber" noch zu Lebzeiten des Schweizer Schriftstellers Max Frisch auf die Leinwand brachte, war nun dessen Erzählung "Montauk" ein Bezugspunkt. Verfilmen konnte und wollte er den sehr persönlichen Stoff aber nicht. Vielmehr sah er ihn als Steilvorlage, eine eigene Geschichte zu erzählen. "Dichtung und Wahrheit - wobei ich mich nicht mit Goethe vergleichen will", sagte Schlöndorff augenzwinkernd in Berlin. "Wenn ich sage, ich habe das alles so erlebt, macht sich gleich jemand auf die Suche nach dem Vorbild", sagte der Regisseur. Für jede Rolle gebe es verschiedene Vorbilder, und er habe das Privileg gehabt, sich eine Traumfrau zusammenzubasteln.

"Wenn man dann so ein Drehbuch schreibt und Nina Hoss für den Film hat - da kann einfach keine erlebte Erfahrung mithalten", erklärte der 77-Jährige ("Die Blechtrommel") bei der Pressekonferenz

"Rückkehr nach Montauk" tastet sich etwas zu langsam an das Wiedersehen der beiden Hauptfiguren heran. Nach der ersten Kontaktaufnahme zu einer zögerlichen Rebecca landen sie erst im letzten Drittel in Montauk. Sie gehen an den verlassenen Endlosstränden spazieren, sie essen Hummer, sie schlafen miteinander und reden. Von dem Gefühlsstrudel zwischen Erinnerungen der Vergangenheit und Gedankenspielen um eine mögliche Zukunft überträgt sich dabei allerdings wenig. Erst kurz vor Schluss bietet diese Geschichte, was man vorher mitunter vermisst hat: emotional intensivere Augenblicke, in denen vor allem Nina Hoss zeigen kann, welch exzellente Schauspielerin sie eigentlich ist - wenn ein Film sie nicht über weite Strecken zu wenig fordert.

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