Paukenschlag in Bayreuth Unruhige Zeiten auf dem Grünen Hügel

Bayreuth · Bayreuther Festspiele: Der Abschied des Geschäftsführers Holger von Berg steht bevor.

 Die Bayreuther Festspiele verkünden den Abschied von Geschäftsführer Holger von Berg im kommenden Jahr.

Die Bayreuther Festspiele verkünden den Abschied von Geschäftsführer Holger von Berg im kommenden Jahr.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Dafür, dass es in diesem Jahr gar keine Bayreuther Festspiele gibt, ist viel los auf dem Grünen Hügel. Erst wurde bekannt, dass Festspielchefin Katharina Wagner wegen einer schweren Erkrankung länger ausfällt – und jetzt, nur rund einen Monat später, verkünden die Festspiele den Abschied von Geschäftsführer Holger von Berg im kommenden Jahr. Die Festspiel-GmbH habe „sich entschlossen“, den bis April 2021 laufenden Vertrag mit von Berg nicht zu verlängern, heißt es am Montag in einer sehr knappen Mitteilung. „Der bisherige kaufmännische Geschäftsführer wird nach der Beendigung seiner Tätigkeit in Bayreuth eine neue Aufgabe beim Freistaat Bayern im Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst in München übernehmen.“

Von Berg selbst, der seit April 2016 zweiter Geschäftsführer neben Katharina Wagner ist, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Entscheidung habe nichts mit der derzeitigen Situation zu tun und sei ihm schon im November mitgeteilt worden. Dass seine letzte Saison nun eine ist, in der die Festspiele wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen, sei bedauerlich. „Ich bedauere natürlich sehr, in diesem Jahr die Neuinszenierung des ‚Ring des Nibelungen’ nicht sehen zu können“, sagte er. Aber er wolle nach vorn schauen.

Kurz nach seinem Amtsantritt vor vier Jahren hatte von Berg gesagt: „Es muss sich einiges ändern. Aber gut Ding will Weile haben.“ Viele Mitarbeiter im Haus seien noch in den alten Strukturen verwurzelt aus der Zeit, in der die Festspiele ein Familienunternehmen waren. In von Bergs Verantwortungsbereich fallen unter anderem der Kartenverkauf und die Festspielhaus-Sanierung, während Wagner eher für den künstlerischen Part verantwortlich ist. Verträge mit Sängern und Musikern müssen aber immer von beiden Geschäftsführern unterschrieben werden – ein Grund, warum die Festspiele Wagners Erkrankung im April öffentlich machten. Seither ist von Bergs Vorgänger, Heinz-Dieter Sense, in Vertretung Wagners sein Co-Geschäftsführer und dürfte alle Hände voll damit zu tun haben, nach der coronabedingten Absage der Richard-Wagner-Festspiele in diesem Jahr zu retten, was zu retten ist. Verträge müssen neu geschlossen oder aufgelöst werden, Engagements womöglich verschoben.

Ob die alten, oft auch eingefahrenen Strukturen, von denen von Berg zum Amtsantritt sprach, es für ihn auf dem Hügel schwierig gestalteten, ist unklar. Klar ist aber, dass die Situation der Bayreuther Festspiele mit dem verkündeten Abgang noch unsicherer wird als ohnehin schon: Die eine Geschäftsführerin krank, der andere bald weg. Nach wie vor ist völlig offen, wann Katharina Wagner wieder arbeiten kann. Erst kürzlich mussten die Festspiele Aussagen von Musikdirektor Christian Thielemann zu ihrem Gesundheitszustand dementieren. „Frau Prof. Wagner ist nach wie vor schwer erkrankt und wird bis auf Weiteres Ihre Tätigkeit nicht wieder aufnehmen können“, teilten die Festspiele mit, nachdem Thielemann in einem Interview das Gegenteil gesagt hatte.

Die Personalie Thielemann ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor in der Festspielleitung. Während der Vertrag von Wagner schon Ende 2019 bis 2025 verlängert wurde, steht eine solche Verlängerung bei Thielemann noch aus – und das, obwohl sein Vertrag als Musikdirektor und damit dritter Teil des Führungstrios der Festspiele schon im Herbst dieses Jahres ebenfalls ausläuft. Eine konkrete Aussage, ob eine Verlängerung mit dem nicht unumstrittenen Dirigenten angestrebt wird, gab es von Seiten der Festspiele, der Gesellschafter oder des Kunstministeriums in München bislang nicht.

(dpa)
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